Zahnärztliche Akademie

Forschen für eine bessere Versorgung

2007-2020

Die Quellen:

Abstract der Publikation „Cement-associated peri-implantitis: a retrospective clinical observational study of fixed implant-supported restorations using a methacrylate cement“
Clin Oral Implants Res 2014; 25: 797-802.

„Excess cement left in the implant-mucosal interface caused bleeding on probing in most cases and suppuration in some. The removal of excess cement after cementation should be given high priority. In this retrospective observational study, an unusually high number of implants with excess cement after cementation was found with the methacrylate cement applied in the study.“

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Abstract der Publikation „Impact of dental cement on the peri-implant biofilm-microbial comparison of two different cements in an in vivo observational study“
Clin Implant Dent Relat Res 2018; 20: 806-813.

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Ein praktischer Kurs, der die Angst vor dem Implantieren nimmt.

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Priv.-Doz. Dr. Michael Korsch, M.A. berichtet aus Wissenschaft und Lehre

von Dr. Dr. Hans Ulrich Brauer, M.A.
Bei der Verleihung der Masterurkunde durch Prof. Dr. Bernt-Peter Robra, MPH und Prof. Dr. Winfried Walther im Jahr 2009 (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Fortbildung, Patientenbehandlung und Wissenschaft

Akademie: Herr Priv.-Doz. Dr. Korsch, Sie sind im Jahr 2008 an der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe eingetreten. Seit 2009 sind Sie als leitender Zahnarzt für Oralchirurgie an der Zahnärztlichen Akademie tätig. Wie kam es dazu?

Dr. Korsch: Nach meiner Fachzahnarztprüfung in Oralchirurgie stand ich vor der Entscheidung mich entweder niederzulassen oder aber einen ganz anderen Weg einzuschlagen.
Ich hatte mir verschiedene Praxen angeschaut und  hatte auch ein Vorstellungsgespräch bei Professor Walther an der Zahnärztlichen Akademie. Was mir an der Akademie besonders gefallen hatte, war das Konzept aus Fortbildung, Patientenbehandlung und Wissenschaft. Das war damals im Juli 2008. Ich hatte in der Akademie als Oralchirurg mit allgemeinzahnärztlicher Tätigkeit begonnen, habe mich aber nach wenigen Monaten nach einem Gespräch mit Professor Walther voll auf die Oralchirurgie konzentriert. Am 1. Januar 2009 habe ich die Leitung der Oralchirurgie übernommen.

Akademie: Sie kannten die Zahnärztliche Akademie aber doch schon etwas länger?

Dr. Korsch: Ich kannte die Akademie schon etwas früher. Ich hatte im Jahr 2007 dort mit dem Masterstudium „Integrated Dentistry“ begonnen hatte. (überlegt) Vorher hatte ich dort auch schon das Curriculum Parodontologie absolviert, das mir für den Masterstudiengang auch angerechnet wurde.

Überreichung der Venia Legendi von Prof. Dr. Matthias Hannig (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Zement-assoziierte Periimplantitis

Akademie: Im Jahr 2016 haben Sie sich an der Universität Homburg habilitiert. Was war Ihr Habilitationsprojekt und was waren die Ergebnisse Ihrer Studien?

Dr. Korsch: Mein Habilitationsprojekt war die „Zement-assoziierte periimplantäre Entzündung“. Hintergrund war, dass die Zementierung von Zahnersatz auf Implantaten ganz häufig zu Zementüberschüssen im periimplantären Sulkus führt. Wir hatten in der Zahnärztlichen Akademie einen speziellen temporären Implantatzement verwendet, der in einigen Fällen zu periimplantären Entzündungen geführt hat. Es gab offensichtlich einen Zusammenhang zwischen Zementüberschüssen und Entzündungsreaktion. Das war die Ausgangslage beim Start meines Habilitationsprojektes. Wir haben dies in einer retrospektiven Studie untersucht. Eine prospektive Studie kam nicht in Frage, dies hätte keine Ethikkommission genehmigt. Wir vermuteten ja, dass ein möglicher Schaden für Patienten eintreten könnte.

Wir haben festgestellt, dass in 60% der Fälle Zementüberschüsse auftreten. Bei vorhandenem Zementüberschuss war zu 100% auch eine Entzündung vorhanden. Wir stellten fest, dass auch bei nicht-vorhandenem Zementüberschuss bei dem getesteten Material dennoch zu 80% eine Entzündung auftrat. Darüber hinaus konnten wir einen signifikant höheren Knochenverlust feststellen. Wir haben dies dann auch noch mit anderen Zementen verglichen. Es wurde klar, dass die Zementart starken Einfluss auf die Entzündungsreaktion hat. Auch der bakterielle Biofilm wird durch die Zementwahl erheblich beeinflusst. Eine Schlussfolgerung war, dass man entweder Zinkoxid-Eugenol Zement, z.B. Temp Bond, als Befestigungsmaterial verwendet oder anstelle der Zementierung auf die Verschraubung der Kronen übergeht.

Akademie: War das eine kumulative Habilitation?

Dr. Korsch: Ja, das war kumulativ. Wir haben noch weitere Studien durchgeführt, beispielsweise haben wir die Lockerung bei provisorischen Zementen untersucht.  Quelle: Clin Oral Implants Res 2014
Hier haben wir es mit verschraubten Konstruktionen verglichen. Es ergab sich, dass bei Zementierung CAD-CAM-Abutments vorteilhaft sind. Quelle: Clin Implant Dent Relat Res 2018

Viele Gäste sind angereist (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Mit einem ganzen Bus nach Homburg

Akademie: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Antrittsvorlesung?

Dr. Korsch: Was mich berührt hat, dass Professor Walther extra einen Bus organisiert hatte und dann auch ein Großteil der Belegschaft der Akademie mit dabei sein konnte. Natürlich waren auch meine Familie und meine Ehefrau dabei.
Es war der gleiche Hörsaal, in dem auch Professor Walther seine Antrittsvorlesung viele Jahre zuvor hatte.

Sehr schön war wirklich, dass so viele Mitarbeiter aus der Akademie dabei waren.

Implantationskurs 2014 (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Zähne als Knochenersatzmaterial

Akademie: Welche weiteren wissenschaftlichen Fragestellungen und Forschungsansätze haben Sie seither verfolgt?

Dr. Korsch: Es gab und gibt im Wesentlichen drei Ansätze. Erstens: Wie therapieren Oralchirurgen und Kieferchirurgen bei einem schmalen Kieferkamm? Zweitens: Wie sieht es mit postoperativen Beschwerden bei unterschiedlichen Augmentationstechniken aus? Diesen Ansatz verfolgen wir auch aktuell gerade wieder. Und drittens: Einsatz von autologem Dentin, beispielsweise bei der Socket Preservation, bei der Sofortversorgung und auch bei Blocktransplantaten.

Akademie: Können Sie das etwas näher erläutern?

Dr. Korsch: Wir wissen das Dentin in der prozentualen Zusammensetzung, aber auch in einzelnen Bestandteilen dem Knochen ähnelt. Hierzu gibt es auch schon eine Reihe von Untersuchungen.
Dieses Wissen führte dazu, dass patienteneigene Zähne als Augmentatiionsmaterial verwendet werden. D.h. unmittelbar nach der Zahnentfernung kann, bei entsprechenden Voraussetzungen der Zahn an gleicher oder an einer anderen Stelle beim selben Patienten als Augmentat dienen. Wenn die Voraussetzungen nicht vorliegen, dann ist es auch möglich möglich diesen Zahn entsprechend aufzubereiten und tiefgefroren zu lagern, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen. In beiden skizzierten Fällen kann man den Zahn als Partikulat zum Auffüllen von Defekten oder als Block zum Verbreitern des Kieferkamms verwenden.

Es geht darum die Fälle von Periimplantitis zu reduzieren

Akademie: Implantate heilen bereits zu über 95% erfolgreich ein. Wo sehen Sie künftigen Forschungsbedarf für das noch eher junge Fachgebiet der Implantologie?

Dr. Korsch: Es geht momentan darum zu analysieren, wie können wir die Fälle an Periimplantitis reduzieren. Dort sehe ich erheblichen Forschungsbedarf. Ein anderes Feld sind spezielle Augmentationstechniken. Möglicherweise kann man auch künftig Zähne züchten, diese dann transplantieren bzw. implantieren.

Kurs der Implantatsimulator: Dr. Michael Korsch, M.A. zusammen mit Prof. Dr. Dr. Alfons J. Erle (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Jeder Teilnehmer setzt 21 Implantate

Akademie: Sie sind auch als Referent an der Zahnärztlichen Akademie tätig. Welche innovativen Fortbildungskonzepte verfolgen Sie hier?

Dr. Korsch: Wir bieten einen sehr interessanten Kurs an, den Implantatsimulator. Dieser Kurs ist sehr praktisch ausgelegt. Jeder Teilnehmer setzt an zwei Fortbildungstagen 21 Implantate. Neben der Implantatinsertion wird die Lagerung der Patienten sowie die eigenen Sitzposition zum Patienten wird trainiert um eine optimale Sicht auf den Kieferkamm zu ermöglichen. Das Besondere an diesem Kurs ist, dass es sehr kleine Gruppen mit drei Teilnehmern sind, die alle von einem erfahrenen Oralchirurgen/in betreut werden. Das heißt es gibt für den Teilnehmer eine sofortige Rückmeldung. Nach dem Kurs soll es für den Teilnehmenden möglich sein, das erste Implantat zu setzen. Quelle: Video Implantatsimulator

Ähnliches Spektrum in der Heidelberger Überweisungspraxis

Akademie: Was sind Ihre Schwerpunkte in der eigenen Praxis, in der Sie seit 2016 auch tätig sind?

Dr. Korsch: Das sind dieselben Schwerpunkte wie in der oralchirurgischen Abteilung der Zahnärztlichen Akademie. Es sind die gleichen therapeutischen Ziele, auch z. B. Operationen mit Zygoma-Implantaten. Wir dokumentieren auch dort zahnärztlich-chirurgischen Fälle und bieten Fortbildung für die überweisenden Kollegen an.

Akademie: Wie oft findet das statt?

Dr. Korsch: Fortbildungen etwa zweimal im Jahr und Hospitationen das ganze Jahr.

Workshop in der Bibliothek der Zahnärztlichen Akademie (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Außerplanmäßige Professur

Akademie: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Dr. Korsch: Mein Ziel ist außerplanmäßiger Professor zu werden. Dafür sind u.a. einige Doktoranden zu betreuen, weiterhin wissenschaftlich tätig zu sein und in der Lehre aktiv zu sein.

Akademie: Prima, vielen Dank für die Einblicke.

 

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