Die von 2012 bis 2017 erschienenen fünf Bücher der Promovenden zum Dr. phil.
Zur BildergalerieMit dem erfolgreichen Abschluss des postgradualen Masterstudienganges Wissensentwicklung und Qualitätsförderung – Integrated Practice in Dentistry der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe in Kooperation mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wird der akademische Grad Master of Arts (M.A.) erworben. Formal eröffnet sich für die Absolventen auch die Möglichkeit einer Promotion zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) an der Fakultät für Humanwissenschaften - eine ganz besondere wissenschaftliche Herausforderung, der sich fünf Absolventen gestellt haben.
Dies ist ein besonderes Alleinstellungsmerkmal unter den postgradualen Masterstudiengängen, die für Zahnmediziner in Deutschland und dem benachbarten Ausland angeboten werden. Bislang haben mit Wolfgang Schug, Mike Jacob, Hans Ulrich Brauer, Simone Ulbricht und Gerd Quaty fünf Absolventen des Studienganges diese akademische Herausforderung angenommen. Sie haben langjährig wissenschaftlich gearbeitet und haben etablierte qualitative Forschungsmethoden (z.B. Bildanalyse, Interviews und Gruppendiskussionen) zur Anwendung gebracht. Die Promovenden haben die Höhen und Tiefen einer sozialwissenschaftlichen Dissertation durchlebt. Sie haben ihre Anfangsideen und Zwischenergebnisse in Doktorandenseminaren und qualitativen Methodenworkshops zur Diskussion gestellt und ihre fertige Arbeit öffentlich verteidigt.
Den fünf Forschungsarbeiten ist gemeinsam, dass untersucht wird was bisher nicht untersucht worden ist. An Themen wurden von den Forschenden bearbeitet:
Die Forschungsthemen und die gewählte Methodik |
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Schug untersucht Schmerzdarstellungen in der Malerei. Er analysiert anhand der ikonographischen Methode von Erwin Panofskys die sozialen und kulturellen Funktionen von Schmerzdarstellungen auf den Gemälden. |
Jacob bearbeitet das Thema zahnärztliche Misserfolge. Anhand von Triadengesprächen werden zahnärztliche Behandlungsfälle untersucht. Dabei werden ihre gemeinsamen sowie differierenden Bedingungen für den Misserfolg aufgedeckt. Aus der Auswertung der Interviewstruktur sowie der technischen Fallverläufe konnte er ein Strukturmodell des zahnmedizinisch Misserfolgs herausarbeiten. Er unterscheidet zwischen fehlerbasierten Misserfolgen und beziehungsbasierten Misserfolgen. Bei Kenntnis der in seiner Arbeit erläuterten Zusammenhänge hat der Praktiker die Möglichkeit, rechtzeitig mit adäquaten Mitteln gegenzusteuern und nicht selbst in falsche Strategien und Routinen zu verfallen. |
Brauer untersucht in einer Mixed-Methods-Studie, wie der Berufsstand der Zahnärzte über das Gutachterwesen Grenzfälle der professionellen Handlungskompetenz im Konfliktfall handhabt und welche Ansatzpunkte zu dessen Weiterentwicklung gegeben sind. |
Ulbricht widmet sich der postgradualen Fortbildung, den Masterstudiengängen für Zahnärzte, und der Weiterbildung des Zahnarztes zum Fachzahnarzt. In einem qualitativen Forschungsdesign untersucht sie, welcher Wandel in der Berufsausübung sowie im Rollen und Selbstverständnis ausgelöst wird, wenn ein Zahnmediziner einen Masterstudiengang bzw. eine Weiterbildung absolviert. Sie arbeitet Wirkungsfelder heraus, auf denen diese Form der Fortbildung nachhaltige Effekte erzielt. |
Quaty rekonstruiert dagegen die Imagebildung von Zahnärzten in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts und zeigt Tendenzen bis in die Gegenwart auf. Die Entwicklung dieses Images wird anhand visueller und textlicher Kommunikationsmittel in der Werbung aufgezeigt. |
Die gewählten Themen sind sozialwissenschaftlich relevant. In den Arbeiten stehen die Sinnhaftigkeit und der Nutzen stiftende Aspekt für die Profession im Vordergrund. Die Profession der Zahnärzte ist Forschungsgegenstand und/oder dient als angewandtes Beispiel für qualitative Forschung. Wissenschaftlich begleitet wurden die fünf Dissertationen von Herrn Prof. Dr. Winfried Marotzki und Herrn Prof. Dr. Michael Dick.
Die fünf Kandidaten konnten ihre Promotion vor dem Prüfungsausschuss der Fakultät für Humanwissenschaften der Universität Magdeburg erfolgreich verteidigen. Wie in den Geisteswissenschaften und anderen Disziplinen üblich, wurden alle Dissertationen als Fachbücher bei einschlägigen Verlagen publiziert. Beispielsweise wurden die Bildanalysen zur Ikonographie des Schmerzes von Wolfgang Schug in der Reihe Medienbildung und Gesellschaft im renommierten VS Verlag für Sozialwissenschaften veröffentlicht.
Die vorliegenden Bücher dokumentieren die mehrjährige Forschungsleistung. Eine ganze Reihe von Rezensionen und Erscheinungshinweisen in zahnärztlichen und sozialwissenschaftlichen Zeitschriften liegen als Rückmeldungen vor. In einer Buchbesprechung zur Arbeit „Die Reflexion des Misserfolgs als Beitrag zur Professionsentwicklung“ von Mike Jacob steht etwa in den Zahnärztlichen Mitteilungen:
„Ein bemerkenswertes Buch, definitiv keine leichte Nachttischlektüre, aber ein unbedingtes Muss für alle standespolitisch Tätigen, Hochschullehrer, Gutachter und an QM Interessierten, sofern ihr Horizont über das Messen von Randspalten hinausgehen sollte. Ein Erkenntnisgewinn für jeden Zahnarzt. Es wäre zu hoffen, dass auch einige Gesundheitspolitiker und Krankenkassenvertreter einen Blick hineinwerfen.“ (zitiert aus den Zahnärztlichen Mitteilungen Heft 5 vom 01.03.2013)