Zahnärztliche Akademie

Die ZFA - Emanzipation des zahnärztlichen Teams

1990-2020

Die Quellen:

Der Aufbau der Aufstiegs-Fortbildung Zahnarzthelferin wird Zahnmedizinische Fachassistentin

von Nadja Pfister, ZMF
Nadja Pfister, ZMF als Referentin im Kurs Fissurenversiegelung von kariesfreien Zähnen (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Als ich 1990 in der Akademie als Zahnarzthelferin begann, lag meine Abschlussprüfung ein halbes Jahr zurück. Ich wusste zu dem damaligen Zeitpunkt nicht, dass es für die zahnärztliche Helferin Fortbildungen gab, geschweige denn, dass Verantwortung vom Zahnarzt an die Mitarbeiterin übertragen werden konnte. Ja, dass es überhaupt einen anderen Aufgabenbereich für diesen Beruf gab, als Patienten aufzurufen, ins Behandlungszimmer zu begleiten und während der Behandlung Abzusaugen und Materialen vorzubereiten.
Ich war erstaunt über das Vertrauen das den Mitarbeiterinnen hier entgegengebracht wurde. Denn die Herstellung von Provisorien und Alginat-Abformungen wurden meist in ihre Hände gelegt. Und ich erinnere mich noch an den Tag als ich Frau Kneifel kennen lernte, die als einzige ZMF im Haus die Prophylaxe bei den Patienten eigenständig durchführte. Allerdings steckte dies die in dieser Zeit noch in den sogenannten „Kinderschuhen“.
Spätesten da wusste ich, genau das wollte ich auch.

Annette Meyer erklärt den Teilnehmerinnen wie der Kronenrand verlaufen muss (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Herstellung von Provisorien und Situationsabformungen Kursteil IIa

Der Kursteil IIa war zu dieser Zeit schon zum festen Bestandteil der Fortbildung für die Zahnarzthelferin geworden. Wie war ich aufgeregt, als ich bei Frau Remmy-Degen mit der Stiftkrone kämpfte, die Frasaco Hülse mehrmals falsch geschnitten hatte und die mehrgliedrige Brücke auch mal nicht mehr vom Modell zu entfernen ging. Aber ein Meister ist bekanntlich noch nicht vom Himmel gefallen und nach den vielen Übungen im Kurs, war es mein erstes Zertifikat, das ich mit Stolz entgegennahm und in meinen Händen hielt. Regelmäßig zog in der Sophienstrasse der Duft von Methacrylat aus Hörsaal 4 und breitete sich an der Kursanmeldung aus, man roch förmlich wenn „Provi-Kurs“ war. Viele Jahre hat Annette Meyer mit Ruhe, Geduld und Engagement den Kurs geprägt. Sie hat zahlreichen Kolleginnen den Umgang mit der Fräse und dem Kunststoff beigebracht. Diese Eigenschaften hat sie an die jetzige Kursleiterin Badegül Top, ZMF weiter gegeben, die nicht nur den theoretischen Teil übernahm, sondern den Teilnehmerinnen gemeinsam mit ihrer Kollegin Veronika Leo, PM auch bei den praktischen Übungen immer zur Seite steht. Dabei sind besonders Tipps und Tricks aus der Praxis gefragt.

Dr. Ingo Müller-Koelbl, M.A. als Referent im Kurs Gruppen– und Individualprophylaxe in der alten Akademie in der Sophienstraße (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Gruppen- und Individualprophylaxe Kursteil I

Anfang der 90er Jahre kam der nächste Schritt. Dr. Jochen Klemke M.A. erhielt die Aufgabe, den Gruppen-und Individualprophylaxekurs in der Akademie aufzubauen. Er erarbeitete ein Konzept das die Themenanforderungen der Fortbildungsordnung der LZK Baden-Württemberg mehr als erfüllte. Denn die Struktur, die dem Kurs damals gegeben wurde, hat bis heute - das kann ich zurecht behaupten - ein Alleinstellungsmerkmal. Zum Einen erfolgt im Kurs ein ständiger Wechsel zwischen den theoretischen Grundlagen und den praktischen Übungen, so dass das Erlernte direkt umgesetzt werden kann. Zum anderen wurde viel Wert darauf gelegt, dass die Fortbildung durch die Module attraktiv gestaltet wurden und die praktischen Übungen so praxisnah wie nur möglich durchgeführt werden konnten. Dies schaffte man durch die Nutzung der Behandlungseinheiten in der Polikinik. Die Behandlung eines Patienten der Akademie in der praktischen Prüfung, brachte unser Herz schon damals zum Klopfen und tut dies bis zum heutigen Tag bei den jungen Kolleginnen. Mit diesem Kurs war ein weiterer Grundstein für die Aufstiegsfortbildung gelegt, der großen Erfolg hatte. Auch wenn wir damals - wie heute - über den Umfang des Stoffes das eine und andere Mal stöhnen, bemerken doch viele Mitarbeiter/innen, ihre Arbeitgeber/innen und die Patient/innen, wie ein umfassendes Wissen und ein entsprechendes Know-How die tägliche Arbeit positiv verändert und Sicherheit bringt.

In all den Jahren haben wir an den Inhalten gefeilt und aktuelle Themen, Materialien und Instrumente neu integriert. Gemeinsam mit unseren Assistenszahnärztinnen und Assistenszahnärzten und den zahlreichen ZFAs und ZMFs, die diese Kursreihe mittlerweile betreuen und Verantwortung übernommen haben, sind wir zu einem starken Team gewachsen.

Dr. Carolin Wissel-Seith, M.A. leitet den Kurs in der neuen Akadmie und vermittelt theoretisches (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

KFO Hilfeleistung Kursteil IIb

Der Kursteil IIb - „Hilfestellung bei der kieferothopädischen Behandlung“, wurde vom damaligen Team unserer Kieferorthopädie OA Dr. Vladimir Zura, seinen Kieferorthopädischen Assistenzzahnärzten und Assistenzzahnärztinnen zum Leben erweckt und organisiert. Die Teilnehmerinnen lernen damals und auch noch heute, die verschiedenen Kieferorthopädischen Apparaturen kennen, legen Ligaturen, entfernen Klebereste, trimmen die Modelle und Vieles mehr. Im Laufe der Jahre wurde die Delegationsleistung die die Kieferorthopäden ihren Mitarbeiterinnen übertragen konnten immer wichtiger. Behandlungsschritte wurden von der Assistenz übernommen, die dann durch den Behandler/ in, noch kontrolliert werden mussten. Heute wird der Kursteil IIb von Dr. Carolin Wissel-Seith, M.A. unterstützt von Veronika Leo, PM und Daniela Rohloff, PM geleitet.

Karina Ackermann hilft beim Isolieren des Modells (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Fissurenversiegelung von kariesfreien Zähnen Kursteil IIc

Mit dem Kursteil IIc „Fissurenversiegelung von kariesfreien Zähnen“ ist es uns gelungen den Fachkundlichen Nachweis „Prophylaxe“ für die ZAH/ZFA zu ermöglichen. Es entwickelte sich ein sehr praktischer Kurs der mancher Teilnehmerin auch die Angst vor dem Kofferdam nahm und sie im Umgang damit sensibilisierte. Mit der damaligen Unterstützung unserer Assistenzzahnärztinnen und Assistenzzahnärzten und heute mit der Hilfe von Svenja Somers, ZMF und Tanja Wyatt die den Kurs mittlerweile leiten, erleben die Damen und Herren beim Isolieren der Zähne die Behandler- und die Patientenperspektive, Schritt für Schritt wird das theoretische Wissen in den praktischen Übungen, die auch hier so praxisnah als mögliche durchgeführt werden, umgesetzt. „Karl-Otto“ das Phantom lässt sich seine speziell eingegipsten kariesfreien Zähne Kurs für Kurs geduldig versiegeln. Und unser Labor-Team leitet die Teilnehmerinnen bei der Herstellung der Medikamentenschiene an und gewährt somit auch einen kleinen Einblick in die Labortechnische Arbeit.

Rita Nagel lehrt in der alten Akademie, Microsoft Word, Excel und PowerPoint (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Praxisverwaltung Kursteil III

Wenn man gesteckte Ziele erreicht hat, dann sollte man sich bekanntlich auf den sogenannten Lorbeeren nicht ausruhen. Und so ging es damals auch der Leitung der Akademie. Es galt nun die Aufstiegsfortbildung für die ZFA im Verwaltungsbereich aufzubauen um dadurch auch den Weg zur ZMF und ZMV Ausbildung gehen zu können.

Die Hürde der Abrechnung, Organisation und Qualitätsmanagement durch den Kursteil III musste nun genommen werden. Wir wollten wie auch im Prophylaxe-Bereich, den Teilnehmerinnen Werkzeuge an die Hand geben mit denen sie optimal in ihrer Praxis arbeiten konnten. Fast 30 Laptops wurden angeschafft um mit den Damen und auch vereinzelten Herren, den Umgang mit Word und Excel vertraut zu machen. Wir konnten Jens Erhardt und Kurt Schüssler als Abrechnungsreferenten gewinnen, die mit viel Geduld die Bema- und GOZ-Positionen in ihrem Inhalt, ihren Tücken und den Möglichkeiten der Abrechnung erläuterten.

Der Teamgeist wird seit vielen Jahren von Frau Hund nicht nur während des Kurses gestärkt. Die Sozialpädagogin macht aufmerksam, gibt Ratschlägen und Hinweisen für eine gute Zusammenarbeit in der Praxis.

Bewährt hatte sich die Splittung der geforderten Kurszeit in verschiedene Module in Kombination mit Arbeitsaufgaben die Online durchgeführt werden mussten. Damit wurde der Praxisausfall für die Mitarbeiterinnen so gering als möglich gehalten. Die kursfreie Zeit zwischen den Präsenzphasen wurde von den Teilnehmerinnen als sehr angenehm, besonders für die Prüfungsvorbereitung empfunden.

Kursteil III wurde zu einer Fortbildung die nicht nur die Themen der Fortbildungsordnung beinhaltete, sondern bei der man auch über den sogenannten „Tellerrand“ hinausschaut. Das Abrechnungswissen wird bei den einen erweitert und bei anderen gefestigt, Impulse werden geweckt, die in der Praxis gut umgesetzt werden konnte.

Im Bereich vom QM das von der Leiterin Elke Seitz-Arbogast, PM und im Bereich der Hygienemaßnahmen, der Organisation und Dokumentation die von Sterilgutassistentin Kendra Bernhardt vermittelt wird, kann sicherlich manch eine Teilnehmerin, neue Hinweise mit in die Praxis nehmen um sie dort zu integrieren.

 

Weitere Informationen:

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