Zeugnisse von Prof. Dr. Walther Engel aus dem Jahr 1977 und Prof. Dr. Michael Heners vom 30. Juni 1981
„Ohne Übertreibung darf behauptet werden, dass Frau Voormann den Respekt aller in- und ausländischen Professoren, die an unserer Akademie als Demonstratoren tätig waren, genoß.”
Eine Bildergalerie zum Besuch bei Frau Gertrud Voormann im Landkreis Südliche Weinstraße in Rheinland-Pfalz im Januar 2020
Zur BildergalerieFrau Gertrud Voormann hat ihre Ausbildung zur Zahnarzthelferin in einer kleinen Zahnarztpraxis in Karlsruhe absolviert. Nach ihrer Ausbildung ist sie 1961 an das ein Jahr zuvor aus dem Lehrinstitut hervorgegangene Zahnärztliche Fortbildungsinstitut gekommen. Sie blieb dem Institut 20 Jahre erhalten und wurde dort zu einer großen Stütze in der Poliklinik und bei den praktischen Fortbildungskursen.
In ihrem Arbeitszeugnis von 1981 formuliert Professor Heners:
„Ohne Übertreibung darf behauptet werden, dass Frau Voormann den Respekt aller in- und ausländischen Professoren, die an unserer Akademie als Demonstratoren tätig waren, genoß.”
Auch ihr Ehemann Michael Voormann ist beim Interview anwesend. Er erinnert sich, dass dies damals eine tolle Truppe war. Abends seien sie oft zusammen noch etwas essen gegangen. Auch gefeiert hätten sie zusammen. Er zeigt einige Diafilmstreifen mit einem geselligen Abend, der in Erinnerung geblieben ist. Darauf zu sehen sind neben Frau Voormann der Zahntechniker und Leiter des zahntechnischen Labors Herr Schafferschick, der mit Spitznamen Fondor hieß, zwei Zahnärzte des Instituts, Herr Otto und Herr Knodel sowie Frau Bünger und weitere Personen. Es muss wohl zur Faschingszeit gewesen sein, darauf deuten Herrn Knodels Zähne hin, die neckischen Lätzchen und der elegante Hut, erinnert sich das freundliche Ehepaar.
Frau Voormann: Am Anfang war das Institut nur in dem alten Haus, da war es schon eng. Da waren auch noch die Schule und der alte Hörsaal. Da war immer noch Unterricht von der Schule. Ganz am Anfang, da hatten die ganz wenig Geld, als es umgewandelt wurde. Da wusste man nie, würde das Institut überhaupt weiterbestehen können oder nicht. Immer hatten die wenig Geld und der Professor Engel musste immer nach Mannheim, wo die Zahnärzteschaft war und da betteln gehen, dass er Zuschüsse kriegte und da war es ziemlich unsicher, wie es weitergeht. Ich weiß jetzt nicht, was es für ein Jahr war, als es dann endlich durch war. Und dann musste die Schule da raus und es waren da 2 oder 3 Klassen vor dem Abi, also große Mädchen schon, und die hatten dann den Hof nach hinten da immer raus auch immer für sich, den Pausenhof und haben da Pause gemacht.
Akademie: War der Hof vorne oder seitlich?
Frau Voormann: Seitlich. Vorne war damals das Kreisschulamt, die hatten mit der Schule selber nichts zu tun. Der Professor Engel hätte natürlich gerne gehabt, dass die da rausgehen und wir uns da ausbreiten können, aber das hat die Stadt nicht mitgemacht.
Akademie: Also zumindest später hat die Stadt aber mitgemacht.
Frau Voormann: Ja, aber das war viel später. Die Schule, das Fichtegymnasium, das hatte irgendeine Frau vom Großherzog gegründet, das war das erste Mädchengymnasium in Karlsruhe und von daher hatten die natürlich einen guten Stand.
Akademie: Wie ist es noch aufgefallen, dass damals wenig Geld da war, also in der Anfangszeit?
Frau Voormann: Ja, das waren so einfache Sachen: Wir waren 2 ausgelernte Helferinnen und ich glaube 4 Lehrmädchen. Und da wussten wir Ausgelernten nie, ob wir bleiben dürfen. Und dann wusste man nie, gibt es denn Weihnachtsgeld dieses Jahr oder gibt es kein Weihnachtsgeld, weil es immer so eine wacklige Geschichte war. Ich weiß gar nicht, wann sich dies damals geändert hat. Das weiß ich nicht mehr. Eine Weile ist es konstant geblieben. Alle 2 Jahre kamen neue Assistenzzahnärzte. Und ich musste dann darauf achten, dass die möglichst viel Umsatz machen (lacht). Und ich musste jeden Monat aufschreiben und dem Professor Engel vorlegen und wenn die aber Gehaltserhöhung bekommen haben, das habe nicht ich dann zu ihnen gesagt, sondern das hat er dann, da stand er dann als großer Gönner da. Ich musste nur immer drängeln, sie müssen Umsatz machen usw. Naja so war das eben, es war immer wenig Geld da.
Beim Fensterputzen musste man einspringen, weil das so teuer war. Da gab es extra Geld für das Fensterputzen. Und dann haben wir auch entrümpelt, da gab es kein Geld. Da habe ich noch ein paar Sachen, die ich mitgenommen habe. Die Tierzähne.
Herr Voormann: Ach ja, das ist ein schönes Teil. Das hole ich mal.
Frau Voormann: Da mussten die Dentisten, also die Anwärter, die Dentisten werden wollten, da so eine Aufnahmeprüfung machen, so einen Stift führen und da sind so wie so Buchstaben und Zahlen wahrscheinlich zu sehen, wie geschickt die sich anstellen. Das habe ich auch noch da drüben.
Akademie: Und das ist selber gebaut?
Frau Voormann: Nein, das gab es und das stand da rum und es wollte niemand, das wäre sonst in den Müll gewandert.
Akademie: Ach so, da war das tatsächlich so ein Gerät für die Aufnahmeprüfung bei den Dentisten?
Frau Voormann: Jaja, das gehörte sicher dazu, wie geschickt sie sich da anstellten.
Herr Voormann bringt die beiden Schätze aus dem Nebengebäude. Zunächst ist es die große alte Schautafel mit den Zähnen.
Herr Voormann: Da sind ein paar Zähne runtergefallen. Das habe ich schon ein paar Mal restauriert.
Herr Voormann: Das ist ein tolles Teil. Ich wollte Ihnen das mal nur eben erklären, wie das funktioniert. Hier ist eine kleine Elektrik drin und der Proband kriegte so ein Ding und der elektrische Schaltkreis wurde einfach geschlossen und da musste man hier durchkommen, um seine Geschicklichkeit zu trainieren oder unter Beweis zu stellen ohne dass es dann anfängt zu klingeln.
Akademie: Das war möglicherweise wirklich das Gerät für die Aufnahmeprüfung. Das war wohl eine praktische Prüfung. Auf diese waren die Dentisten auch richtig stolz, dass die Berufsausbildung mit einer Aufnahmeprüfung anfängt. Das ist insofern sehr spannend, weil das Institut wurde ja 1920 gegründet und da wurde auch die staatliche Prüfung für Dentisten eingeführt. Baden war das erste Land im Deutschen Reich, in dem die Prüfung eingeführt wurde.
Frau Voormann: Oh ja.
Frau Voormann: Und dann aber, es gab jedes Jahr eine große Weihnachtsfeier in den besten Lokalen, also auch im Erbprinzen in Ettlingen. Dies wurde immer gemacht.
Akademie: Das war dem Professor Engel wichtig?
Frau Voormann: Ja, das war ihm wichtig. Er hat gerne gefeiert, gut gegessen und er war natürlich auch ein Weinkenner und Weinliebhaber. Da hat er schon großen Wert darauf gelegt.
Akademie: Und die Weihnachtsfeier war für die Mitarbeiterinnen und dann waren noch andere Zahnärzte dagewesen?
Frau Voormann: Ja, da waren ehemalige Dozenten vom Lehrinstitut, die haben da auch noch Kurse gehalten und die waren auch dabei. Dr. Vida fällt mir da ein und dann der Herr Killius, die zwei eigentlich.
Akademie: Wer hat da noch gearbeitet?
Frau Voormann: Am Anfang waren 2 Assistenzärzte da, 2 Ausgelernte und 3-4 Lehrmädchen.
Akademie: Und Labor?
Frau Voormann: Da war der Herr Fondor und dann war dann noch später der Herr Rath da. Und zum Schluss war da noch ein Franzose da, aber der war nicht die ganze Woche da.
Akademie: Und war denn der Professor Engel besonders streng?
Frau Voormann: Ich kam gut mit ihm zurecht, aber er hat schon gebrüllt. Er hat ja dann auch Kieferchirurgie gemacht da hinten, und wenn da ein Lehrmädchen was falsch gemacht hat, dann konnte es laut werden oder wenn er was brauchte dann rief er laut Fräulein und keiner wusste, wer gemeint ist und alle kamen angerannt. Und dann gab es Kurse. Er hat ja dann Kieferchirurgie-Kurse gemacht und da musste ich dann assistieren und die Teilnehmer vom Kurs waren alle drum herum. So etwas ging heute gar nicht mehr, denn das waren ja dann Verhältnisse, die waren nicht steril, die ganzen dann in ihren Straßenkleidern. Aber damals ging das noch und das wurde dann aber immer weniger, dass Kurse waren, die praktisch waren, also praktisch waren dann auch Implantat-Kurse vom Dr. Sandhaus, da musste ich auch assistieren.
Akademie: Und dann gingen die Jahre so ins Land, konnte man da denn eine Veränderung feststellen?
Frau Voormann: Das ging wirtschaftlich schon nach oben, das konnte man schon feststellen. Die Kurse liefen wunderbar, waren fast immer voll. Ich weiß eigentlich von gar keinem Kurs, der überhaupt nicht lief. Die waren immer gut besucht.
Akademie: Und war es denn dann auch eine attraktive Arbeitsstelle für „Helferinnen“?
Frau Voormann: Das weiß ich jetzt nicht. Für mich war es schon in Ordnung, ich habe da gerne gearbeitet. Und die Lehrmädchen, manchmal treffe ich die noch, waren auch ganz zufrieden.
Wir danken Frau Voormann und ihrem hilfsbereiten Ehemann, Michael Voormann, für den aufschlussreichen Bericht und die überraschenden Kellerfunde.