Aus dem Vorwort im ersten Band von Direktor Walther Engel zu seinem vierbändigen Lehrbuch (1950)
„Das Werk will in drei Bänden die konservierende und operative Zahnheilkunde, sowie die für diese Behandlungsdisziplinen notwendigen Arzneimittel darbieten, wobei alle Kapitel von der Grundtendenz beseelt sind, dem stark beanspruchten Fachgenossen wie auch dem Studierenden der Zahnheilkunde praxis-verwendbare Vorstellungen und Anregungen zu vermitteln.“
Ein neues Standardwerk erscheint. Es richtet sich an Dentisten und Zahnärzte. Es lautet „Pathologie und Therapie der Zähne“. Es umfasst mehrere Bände und erscheint von 1950 bis 1956. Der Autor ist der Institutsdirektor Walther Engel.
Im Vorwort in seinem ersten Band schreibt Direktor Walther Engel, dass das Werk die konservierende und operative Zahnheilkunde sowie für diese Fächer notwendigen Arzneimittel bearbeitet. Das umfangreiche Werk würde sich dabei an den Studierenden der Zahnheilkunde wie an den Praktiker gleichermaßen richten.
Das Werk von Walther Engel knüpft an das 1933 von den Karlsruhern Institutslehrern herausgegebene Handbuch für Dentisten an. Entgegen der Ankündigung im ersten Band sollten es nicht nur drei sondern vier Bände werden. Diese umfassen über 1700 Seiten. Die einzelnen Bände des neuen Werkes sind:
Die vier Bände |
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Engel, Walther (1950), Band I: Konservierende Zahnheilkunde, Tazzelwurm-Verlag, Stuttgart, 359 Seiten |
Engel, Walther (1951), Band II: Operative Zahnheilkunde, Tazzelwurm-Verlag, Stuttgart, 543 Seiten |
Engel, Walther (1952), Band III: Mund- und Kieferkrankheiten, Tazzelwurm-Verlag, Stuttgart, 445 Seiten |
Engel, Walther (1956), Band IV: Arzneimittel der Zahnheilkunde, Ambrosius Barth, München, 363 Seiten |
Dr. Joachim Aurnhammer, der sich in seiner zahnärztlichen Doktorarbeit ausführlich mit dem Leben und Werk von Prof. Dr. Walther Engel auseinandergesetzt hat, nimmt die vier Bände unter die Lupe. Er konstatiert für das Gesamtwerk:
„Als Lehrer und Zahnarzt verstand Walther Engel, in klarem Deutsch und auf hochgestochene Terminologie verzichtend, Wissenschaft und Praxis nicht nur zu verbinden, sondern auch als Autor zu vermitteln. Unter Einbeziehung modernster wissenschaftlicher und im Lehrinstitut und eigener Praxis gewonnener Erkenntnisse wurde der neueste Stand der konservierenden und operativen Zahnheilkunde dargestellt.“ (Aurnhammer 2006)
In den nacheinander erscheinenden Bänden stellt Aurnhammer auch kleinere formale Fortschritte fest. Beispielhaft führt er an, dass in dem Band I das Inhaltsverzeichnis noch als Inhaltsübersicht am Ende des Buches steht oder etwa, dass in Band IV auch ein Stichwort- und Literaturverzeichnis integriert ist. Er vermutet, dass es sich bei den Büchern um Niederschriebe der Vorlesungen handelt:
„Wer Walther Engel noch gekannt hat, dürfte ihn aus seinen Büchern sprechen hören. Walther Engel wie er leibt(e) und lebt(e). Ganz typisch für ihn und das Geheimnis seiner Erfolge als Lehrer und Autor ist sein permanenter Praxisbezug, das heißt, dass der Autor laufend Beispielen aus der Praxis allerhöchste Priorität einräumt. Anschaulichkeit ist für ihn das oberste Prinzip. Wo immer es möglich ist, bringt er Abbildungen. Wie Engel die Niederschrift seiner Vorlesungen organisiert hat, z.B. über ein Tonbandgerät, und wer die Niederschriften besorgt hat, ist nicht bekannt. Verzeichnisse der Bilder mit Quellenangaben fehlen. Es ist anzunehmen, dass Walther Engel aus seinem langjährigen Vorlesungsbetrieb über einen großen Fundus an Abbildungen verfügte, die er in seinen Büchern einsetzte.“ (Aurnhammer 2006)
Dr. Aurnhammer zieht folgendes Fazit:
„Walther Engel hat mit seinem Vierbänder „Pathologie und Therapie der Zähne" ein für die damalige Zeit aufsehenerregendes Werk geschaffen. Basis und Fundgrube dieses in der Fachwelt wohl ziemlich einmaligen Werkes ist der ungeheure Erfahrungsschatz von Walther Engel, den er im Vorwort zu Band II selbst mit über „3.522 registrierten kieferoperativen Eingriffen und weit über 10.000 Extraktionen" (bis 1951) unter Beweis stellt. Er stellt die fachwissenschaftliche Theorie und ihre Probleme sowie deren Lösung samt Schwierigkeiten lückenlos und in verständlicher Sprache dar und gibt den angehenden Zahnärzten in Theorie und Praxis ein verlässliches Vademecum an die Hand. Das Werk atmet den Praktiker Walther Engel.“ (Aurnhammer 2006)
In den Zahnärztlichen Mitteilungen ist man 1980 in einem Bericht über die Geschichte der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe ebenfalls voll des Lobes:
„Sein zwischen 1950 und 1956 erschienenes voluminöses vierbändiges Werk „Pathologie und Therapie der Zähne“ mit fast 2000 Buchseiten gehört zu den Standardwerken der Zahnheilkunde, ohne die die Fortentwicklung und darauf aufbauende Differenzierung der Forschung nicht denkbar ist. Es berücksichtigt auch zahnheilkundliche Grenzgebiete, Fragen der Psychologie und Patientenführung; in den Erläuterungen der Kariesentstehungstheorien schließt es ein die Warnung vor Süßigkeiten und Zucker und auch den Hinweis auf die karieshemmende Wirkung der Fluoride (I S. 65). Auch an Medizin historisch interessierte Leser blättern und lesen gerne in den Bänden: Aufschlussreich z.B. das Kapitel über die Geschichte der Zahn-Extraktion (II S. 179 ff.). Auch das hat zu den Erfolgen des Hausherrn sicher mit beigetragen: Seine Bücher sind in klarem Deutsch gefasst und verzichten auf eine gestelzte Terminologie.“ (Häussermann 1980).
Zitierte Literatur |
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Aurnhammer, Joachim (2006): Prof. Dr. Walther Engel (1911-1984) - Leben und Werk. Dissertation, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg |
Häussermann, Ekkhard (1980): Wo der Chef auch Hausherr ist. Zahnärztliche Mitteilungen 70 (6): 343-349 |