Zahnärztliche Akademie

Buchveröffentlichungen

1933

Die Quellen:

Aus dem Vorwort des Institutshauptlehrers Dentist Herbert Fischer im Band I (Frühjahr 1933)

„Mit dem Aufstieg, den der deutsche Dentistenstand besonders in den Jahren nach dem Kriege genommen hat und der im Wesentlichen auf dem Ausbau seiner Organisation und der Schaffung einer einheitlichen, systematischen Ausbildung über die Berufsschulen und Lehrinstitute des Reichsverbandes beruht, ergab sich immer dringlicher das Bedürfnis an geeigneten Unterrichtswerken. War die Auswahl unter der von Dentisten geschaffenen Literatur in Anbetracht dessen, dass es sich um einen in der heutigen Form noch sehr jungen Stand handelt, schon an sich nicht groß, so fehlte es vor allen Dingen an einem alle Disziplinen der dentistischen Tätigkeit umfassenden Hilfswerk für den jungen Institutspraktikanten, der sich das in den Vorlesungen Gehörte bei seinem häuslichen Studium richtig aneignen will.“

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Das Handbuch für Dentisten

von Dr. Dr. Hans Ulrich Brauer, M.A.
Die drei Bände des Karlsruher Handbuchs enthalten das Rüstzeug für angehende Dentisten (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)
Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir (Quelle: Aus dem Fotoalbum Dr. Rüdiger Engel)
Ein Blick ins Handbuch für Dentisten (Band II, S. 218/219) (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Viel Unterrichtsstoff für angehende Dentisten

Ein knapp 2000 Seiten umfassendes Handbuch für die Dentistenausbildung ist 1933 erschienen. Es handelt sich um ein Lehr- und Nachschlagebuch für Theorie und Praxis. Es richtet sich speziell für den Unterricht an den Lehrinstituten des Reichsverbandes Deutscher Dentisten e.V. In der Bibliothek der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe findet sich ein besonderes Exemplar mit einer Widmung von Dentist Herbert Fischer, Institutshauptlehrer am Karlsruher Lehrinstitut und einer der Hauptredakteure des vorliegenden Werkes.

Den Anlass für das dreibändige Handbuch erfährt man im Vorwort:

„Mit dem Aufstieg, den der deutsche Dentistenstand besonders in den Jahren nach dem Kriege genommen hat und der im Wesentlichen auf dem Ausbau seiner Organisation und der Schaffung einer einheitlichen, systematischen Ausbildung über die Berufsschulen und Lehrinstitute des Reichsverbandes beruht, ergab sich immer dringlicher das Bedürfnis an geeigneten Unterrichtswerken. War die Auswahl unter der von Dentisten geschaffenen Literatur in Anbetracht dessen, dass es sich um einen in der heutigen Form noch sehr jungen Stand handelt, schon an sich nicht groß, so fehlte es vor allen Dingen an einem alle Disziplinen der dentistischen Tätigkeit umfassenden Hilfswerk für den jungen Institutspraktikanten, der sich das in den Vorlesungen Gehörte bei seinem häuslichen Studium richtig aneignen will.“

Das dreibändige Werk sollte später auch Karlsruher Handbuch genannt werden (Aurnhammer 2006). Eine Besonderheit des Handbuches für Dentisten ist sicherlich, dass in dem Werk nicht nur „von Dentisten gefundene Erkenntnisse, Erfindungen und Methoden aufgenommen“ wurden, sondern diese auch im Namensverzeichnis explizit durch ein (D) für Dentist hinter dem Namen gekennzeichnet sind, um den „Anteil an der Förderung der beruflichen Leistungsfähigkeit“ besonders kenntlich zu machen.

 

Die Autoren und ihre Themen

Herausgegeben ist das dreibändige Handbuch vom Lehrkörper des Reichsverbands-Lehrinstituts Karlsruhe i.B. unter Mitarbeit von Oberregierungsrat Dr. Denz, Geh. Hofrat Prof. Dr. Dreßler, Institutsfachlehrer Dr. E. Dummer, Institutshauptlehrer Dentist Herbert Fischer, Institutsfachlehrer Dentist Rudolf Fischer, Oberapotheker Artur Hoger, Apotheker Loesch, allesamt aus Karlsruhe sowie dem Dentisten O. Majunke aus Königsberg (Preußen). Gewidmet ist das Handbuch dem Karlsruher Institutsdirektor Emil Kimmich. Erschienen ist es im Verlag des Reichsverbandes Deutscher Dentisten e.V. in München.

Die drei Bände
Handbuch der Dentisten (1933), Band I: Allgemeine Anatomie, Physiologie und Pathologie (Dreßler), Bakteriologie (Hoger), Chemie und Arzneimittellehre (Loesch), Physik und Röntgenkunde (Dummer), 524 Seiten
Handbuch der Dentisten (1933), Band II: Spezielle Anatomie, Physiologie und Pathologie des Gebisses und Konservierende und chirurgische Zahnbehandlung (H. Fischer), 768 Seiten
Handbuch der Dentisten (1933), Band III: Theorie und Praxis der dentistischen Prothetik (R. Fischer), Dentistische Orthodontie (Majunke) und Einführung in die Rechtskunde für Dentisten (Denz), 658 Seiten

Während 1925 vom Berliner Lehrinstitut ein einbändiges Buch zum 25-jährigen Jubiläum mit einigen Fachbeiträgen erschienen ist, legen hier die Karlsruher Kollegen gehörig nach. Sie liefern ein beeindruckendes, eigenes Lehrwerk für die Dentistenausbildung, wie sie in Karlsruhe stattgefunden hat. Mit den drei ansehnlichen Bänden hat der Ausbildungsstoff eine deutliche inhaltliche Erweiterung gefunden. Die drei Bände enthalten ganz überwiegend Schwarz-Weiß-Abbildungen. Es finden sich vereinzelt auch Passagen wie beispielsweise „Das Gebiss als Waffe“, die aus heutiger Sicht fremd anmuten (Band II, Seiten 139-140). Seltene dentale Anomalien wie kleine überzählige Prämolaren sind im Band II genauso vertreten wie ein Fall von totaler Anodontie im Milchgebiss (Band II, Seiten 146-152). In Band III werden u.a. Bandkronen und Kombinationen von festsitzenden und abnehmbaren Zahnbrücken detailliert beschrieben. Ein kurzer Abschnitt im Band III zu Kunstfehlern (Seite 645) ist ein früher Hinweis auf die Auseinandersetzung mit dem Arzthaftungsrecht.

Die didaktische Aufmachung: Links die Frage, rechts die Antwort. Hier zum Septum osseum der Oberkieferhöhle (S. 42/43) (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Schon einige Jahre später erscheint auch ein eigenständiges Röntgenbuch

„Beinahe eine Fehldiagnose – Ein kleiner Ratgeber für das Lesen dentaler Röntgenaufnahmen“ ist wenige Jahre später von Dr. Ernst Dummer, Physiklehrer am Karlsruher Lehrinstitut für Dentisten, 1942 im Apollonia-Verlag aus München erschienen. Das gebundene Buch umfasst 116 Seiten. Der Inhalt sind Zahnfilmaufnahmen, die bei Dentisten in der Praxis Fragen aufgeworfen haben und dem Autor als Fachmann mit der Bitte um Klärung eingesandt wurden. Einleitend werden allgemeine Bemerkungen gemacht zu Aufnahmearten, der Einstelltechnik, zu Fehlern, die leicht zu vermeiden seien, zu den Bezeichnungen „Aufhellung“ und „Verschattung“ und über das richtige Lesen von Röntgenaufnahmen. Der zweite Teil des handlichen Buches ist gestaltet in insgesamt 50 Anfragen von Dentisten mit zugehörigen Antworten des Experten. Diese sind jeweils auf einer Doppelseite dargestellt. Zur Klärung wurde in einigen Fällen auch eigene Aufnahmen des Verfassers angefertigt. Die Fragen umfassen beispielsweise „Oberkieferhöhle oder Zyste?“, „Abszess, Granulom oder Zyste“? oder eine Linie als Verschattung, die sich als Septum osseum der Oberkieferhöhle herausstellte. Dieses kleine Röntgenbüchlein stellt genauso wie das dreibändige Handbuch für Dentisten ein frühes Beispiel für die Schaffenskraft der Karlsruher Lehrkörper dar. Genauso wie das Handbuch richtet es sich an angehende und praktizierende Dentisten gleichermaßen.

„Repetitorium – Aus der speziellen Anatomie des Kopfes“ von Dentist Heinrich Neumann, Hauptlehrer am Dentistischen Institut, Karlsruhe. Ein Blick ins Unterrichtswerk der Dentisten zur speziellen Anatomie (S. 105/106) (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Und noch ein Anatomie-Buch aus der Zeit des Direktorats von Emil Kimmich

Das Hardcover-Buch zur speziellen Anatomie des Kopfes ist von Dentist Heinrich Neumann, Hauptlehrer am Dentistischen Institut, Karlsruhe, verfasst. Es ist 1949 im Badenia-Verlag aus Karlsruhe erschienen. Das Fachbuch berücksichtigt die Nomina anatomica des Jahres 1935. Es umfasst 184 Seiten. Auch dieses Buch für Dentisten fällt wie das Handbuch für Dentisten und das Röntgenbuch unter die Ära Emil Kimmich.

 

Zitierte Literatur

Aurnhammer, Joachim (2006): Prof. Dr. Walther Engel (1911-1984) - Leben und Werk. Dissertation, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

 

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