Zahnärztliche Akademie

Buchveröffentlichungen

2016

Die Quellen:

Inhaltsverzeichnis des von Prof. Dr. Michael Dick, Prof. Dr. Wilfried Marotzki und Prof. Dr. Harald Mieg herausgegebenen Handbuchs Professionsentwicklung

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Rezension von Prof. Dr. Dr. Alfons Erle in den Zahnärztlichen Nachrichten Sachsen-Anhalt, Ausgabe 07/2016, S. 35-36

„Auf Grund der wissenschaftlichen Kooperation der Fakultät für Humanwissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe, einer Einrichtung der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, befinden sich unter den Forschern auf fünf Zahnärzte, die sich wissenschaftlich und publizistisch um „ihre“ Profession kümmern und somit wichtige Beiträge zu deren Entwicklung leisten.“

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Handbuch Professionsentwicklung - auch die Berufsgruppe der Zahnärzte ist vertreten

von Dr. Dr. Hans Ulrich Brauer, M.A.
Das Cover des Handbuchs zur Professionsentwicklung (Quelle: UTB/Klinkhardt, Bad Heilbrunn)

Von der Berufsgruppe zur Profession

Um dem interessierten Leser den Inhalt des Handbuches etwas eingänglicher zu machen, werden kurz die Begriffe Profession und Professionalisierung skizziert.

Professionen sind spezielle Berufsgruppen, deren Berufsangehörige für Klienten einen gesellschaftlich bedeutsamen Problembereich bearbeiten. Dieser ist ein Zentralwert wie etwa Gesundheit oder Recht/Gerechtigkeit. Die Profession verfügt dabei für diesen jeweiligen Problembereich über das nötige Handlungs- und Erklärungswissen. Die Klienten suchen häufig den Professionsangehörigen auf, mit der Bitte um Lösung ihres individuellen Problems. Statt eines Problems wird auch von einer stellvertretenden Krisenbewältigung gesprochen. Professionen wird in aller Regel ein hohes Maß an Autonomie zugestanden. Der Status einer Profession gilt als privilegiert (Dick 2008). Leitprofessionen sind Ärzte, Juristen und Theologen.

Eine vielfach zitierte und eingängige Definition für Professionen ist auch der Teilaspekt, dass die Professionellen „die Berufsidee reflexiv handhaben, also das Wissen und das Ethos eines Berufs bewusst kultivieren, kodifizieren, vertexten und damit in die Form einer akademischen Lehrbarkeit überführen“ (Stichweh 1996).

Professionalisierung meint dagegen die Entwicklung von einer Berufsgruppe zu einer Profession (Mieg 2005).

Professionsentwicklung als neues Forschungs- und Gestaltungsfeld

Das Handbuch Professionsentwicklung umfasst mehr als 600 Seiten. In seinem einleitenden Aufsatz beschreibt Prof. Dr. Michael Dick, einer der Herausgeber und Dekan der Fakultät für Humanwissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, das Thema Professionsentwicklung als Forschungs- und Handlungsfeld:

„Das Feld der Professionsentwicklung ergibt sich aus der Professionstheorie, die soziologischen Ursprungs ist, mit dem Begriff der pädagogischen Professionalität jedoch in den Bildungswissenschaften aufgegriffen und stärker auf die Handlungsebene bezogen wurde. Jedoch fehlte bislang Forschung zu der Frage, wie Professionalität entsteht, wie sie gewährleistet werden kann, wie sie gefördert und methodisch unterstützt werden kann. Die Untersuchungen zu diesem Handbuch sollen solche Fragen bearbeiten, dabei die individuelle und die Systemebene miteinander verbinden. Das Handbuch soll dazu beitragen, dieses Forschungs- und Gestaltungsfeld zu etablieren.“

 

Jede Menge interessante Sachartikel

Das Handbuch enthält 57 Beiträge. Darunter sind mit Beiträgen von Prof. Dr. Michael Dick, Prof. Dr. Wilfried Marotzki, Prof. Dr. Bernt-Peter Robra und Prof. Dr. Astrid Seltrecht gleich mehrere Referenten aus dem Masterstudiengang Integrated Practice in Dentistry der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg vertreten. Das Handbuch gliedert sich übersichtlich in vier Kapitel:

Im ersten Kapitel werden die Grundlagen der professionstheoretischen Konzepte dargestellt. Diese umfassen den Professionsbegriff und seine gesellschaftliche Bedeutung. Die Gemeinwohlorientierung als Maxime professionellen Handelns wird dabei herausgestrichen und im nächsten Beitrag auf „Sinnwidersprüche“ im Handeln der professionellen Akteure verwiesen. Es folgen Beiträge zur Reflexion professioneller Arbeit im Projekt- oder Verlaufskurvenkontext, zum Konzept der Sozialen Welt und zur Europäisierung von Professionen.

Das zweite Kapitel stellt relevante Konzepte aus benachbarten Forschungsfeldern dar. Hierunter fallen z.B. Beruf und Beruflichkeit, Wissensarbeit(er), Biographie, Vertrauen, Empowerment, Experte-Laien-Kommunikation und etwa das berufsbegleitende Lernen.

Das dritte Kapitel ist mit Methoden der Professionsentwicklung überschrieben. Hier finden sich gleich drei angewandte Beispiele aus der Zahnmedizin: Wechselseitige kollegiale Visitation, Sachverständigengutachten als Verfahren zur Konfliktbearbeitung in der Arzt-Patientenbeziehung und Wirksamkeitsforschung in der Weiterbildung.

Im vierten Kapitel „Die Entwicklung beispielhafter Professionen“ macht die Zahnärzteschaft neben Berufen wie der Allgemeinmedizin, der Sozialen Arbeit und Architekten und Umweltberufen ebenfalls eine gute Figur.

 

AutorenBeiträge aus der Zahnmedizin
Michael Dick, Christa Riesen, Jochen KlemkeWechselseitige kollegiale Visitation
Hans Ulrich Brauer, Christa Riesen, Michael DickDas Sachverständigengutachten als Verfahren zur Konfliktbearbeitung in der Arzt-Patientenbeziehung
Simone Kauffeld, Hilko Paulsen, Simone UlbrichtWirksamkeitsforschung in der Weiterbildung: Ergebnisbezogene und prozessbezogene Evaluation
Mike Jacob, Winfried WaltherDie Zahnärzteschaft

 

Ein Blick über den Tellerrand

In seiner Buchbesprechung fasst Professor Alfons Erle aus Magdeburg zusammen:

„Dieses Taschenbuch der renommierten UTB-Reihe, einer Arbeitsgemeinschaft von Verlagen, ist eine Aufforderung zum Blick über den Tellerrand. Die vorgesehene Tasche sollte jedoch stabil sein!“

Recht hat er - mit dem Tellerrand und auch mit der Tasche.

 

Zitierte Literatur
Dick, Michael (2016): Professionsentwicklung als Forschungs- und Handlungsfeld. In: M. Dick, W. Marotzki, H. Mieg (Hrsg.), Handbuch Professionsentwicklung (S. 9-24). UTB/Klinkhardt: Bad Heilbrunn
Dick, Michael (2008): Reflexive professionelle Entwicklung im Jugendstrafrecht: theoretische Herleitung und praktische Bedeutung eines neuen Fortbildungskonzeptes. In DVJJ e.V. (Hrsg.), Fördern – Fordern – Fallenlassen. Aktuelle Entwicklungen im Umgang mit Jugenddelinquenz. Dokumentation des 27. Deutschen Jugendgerichtstages vom 15.-18.09.2007 in Freiburg (S. 145-173). Bad Godesberg: Forum-Verlag
Mieg, Harald (2005): Professionalisierung. In: F. Rauner (Hrsg.), Handbuch der Berufsausbildungsforschung (S. 342-349). Bielefeld: Bertelsmann
Erle, Alfons (2016): Rezension: Aufforderung zum Blick über den Tellerand. Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt, Ausgabe 07/2016, S. 35-36
Stichweh, Rudolf (1996): Professionen in einer funktional differenzierten Gesellschaft. In: W. Helsper & A. Combe (Hrsg.), Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns (S. 49-69). Frankfurt am Main: Suhrkamp

 

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