Zahnärztliche Akademie

Zahnheilkunde - neue Techniken und neue Perspektiven

1982-2020

Die Quellen:

Der Therapieplanungsbogen der Zahnärztlichen Akademie Karlsruhe

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Die Arztbesprechung - das Herzstück der Zahnärztlichen Akademie

von Dr. Dr. Hans Ulrich Brauer, M.A.
Die Arztbesprechung in der neuen Bibliothek im Jahr 1982 (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Es herrscht Aufbruchstimmung

Nach der Runderneuerung und Vergrößerung der Zahnärztlichen Akademie 1978-1981 herrscht am Institut Aufbruchstimmung. Seit dem Direktoratsantritt des jungen Professor Heners ist das Kursprogramm noch weiter international ausgerichtet. Die vergrößerte Poliklinik und die gewachsene Anzahl der Assistenzzahnärzte verlangt intern nach neuen Strukturen.

Die neu geschaffene Bibliothek, in der sich in- und ausländische Fachzeitschriften und Fachbücher befinden und die auch als Rückzugsort für die Referenten dient, beherbergt außerdem etwas Neues: wöchentlich stattfindende Arztbesprechung. Zahnärztinnen und Zahnärzte treffen sich nach der Behandlung und besprechen das Dienstgeschehen in der Poliklinik und der Fortbildung. Bis ins Jahr 2006 kommt man donnerstags zusammen, ab 2007 dann mittwochs. Ein Abend, der bei den zahnärztlichen Mitarbeitern für die Belange der Akademie fest reserviert ist.

Blick in eine Arztbesprechung im Jahr 2002 (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Eine feststehende Dramaturgie

Die Arztbesprechung ist eine interne Besprechung aller Zahnärzte der Akademie. Sie dient der Information und dem interkollegialen Austausch. Die Besprechung folgt dabei einem festen Ablauf. Im Anschluss an die Patientenbehandlung ist Treffpunkt in der Bibliothek. Die Tische und Stühle sind u-förmig angeordnet. Pünktlich geht es los. Der dienstjüngste Mitarbeiter kümmert sich um die Technik und fertigt ein Protokoll über die Sitzung an. Das Protokoll wird archiviert. Daran hat sich seit 1982 eigentlich nicht viel geändert - früher war der Beginn schon um 17:30 Uhr, heute geht es erst um 18:00 Uhr los. Früher wurden die Röntgenbilder und die Befundunterlagen mittels Overheadprojektor projiziert, heute erledigt das der Beamer.

Nach Begrüßung durch den Direktor folgt häufig die rhetorische Frage, ob es Fälle gibt. Der erste Block der Arztbesprechung dient nämlich dazu Behandlungsfälle zu besprechen, bei denen sich im Zusammenhang mit der zahnärztlichen Behandlung offene Fragen ergeben haben. Dies sind zumeist Fälle, in denen der Zustand des Gebisses und/oder aber Erkrankungen des Patienten Planungsschwierigkeiten oder Unsicherheiten aufgeworfen haben. Manche Fälle erscheinen zunächst sogar als unlösbar. Häufig sind es auch Patientenfälle, die speziell an die Zahnärztliche Akademie überwiesen wurden - insofern gibt es auch immer Fälle zu besprechen.

Um hier eine Systematisierung zu erreichen, wurde früh das Therapieplanungsblatt eingeführt. In diesem Bogen werden als Vorbereitung für die Arztbesprechung die erhobenen Befunde vollständig eingetragen. In einem zweiten Schritt wird für jeden Zahn die Frage nach der Erhaltungsfähigkeit beantwortet. Diese Frage kann bejaht, verneint oder auch mit „fraglich erhaltungsfähig“ beantwortet werden. Ist die Frage nach der prinzipiellen Erhaltungsfähigkeit der einzelnen Zähne geklärt, fällt es zumeist leichter eine stringente Behandlungsplanung vorzulegen. Quelle: Therapieplanungsblatt

In manchen Fällen ist spezielle fachliche Expertise gefragt. Da alle Zahnärzte anwesend sind, können die unterschiedlichen Fachgebiete fast vollständig abgebildet werden. Reicht die Expertise in Einzelfällen nicht aus, wird überlegt, wer von extern weiterhelfen könnte. Nicht selten entsteht auf diese Weise auch ein neues Fortbildungsangebot.

An diesem Beispiel zeigt sich die Notwendigkeit einer engen Verzahnung zwischen Fortbildung und Poliklinik. Anders formuliert: Wenn die Fortbildung keinen praktischen Nutzen mehr aufweist, oder aber der Bezug zwischen Fortbildung und Praxis verloren geht, ist sie wertlos.

Ein Bild aus dem Jahr 2005: An der Stirnseite von links nach rechts: Prof. Dr. Dr. Alfons J. Erle, Dr. Florian Troeger, Prof. Dr. Michael Heners und Prof. Dr. Winfried Walther. (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Nach- und Vorbesprechung des Kurswochenendes

In der Arztbesprechung werden neben Belangen hinsichtlich der Organisation der Poliklinik auch die Fortbildungskurse des vergangenen Kurswochenendes nachbesprochen. Auch auf die Evaluationsbögen der Fortbildungsteilnehmer wird Bezug genommen. Auf diese Weise erhält jeder Mitarbeiter einen kurzen Einblick über den Kurs und den Fortbildungsinhalt.

Für die Akademieleitung ist es unverzichtbar, einen Eindruck von stattgefundenen Kursen aus erster Hand zu erhalten. So kann eingeschätzt werden, ob ein Kurs den Anforderungen genügt, die die Akademie an ihre Referenten stellt.

Kurz gesagt: Man bleibt auf dem Laufenden. Die Einteilung für kommende Kurse oder die Einteilung spezieller Behandlungszeiten ist natürlich auch Inhalt der Arztbesprechung.

Screenshot einer Zoom-Konferenz zu Zeiten der Corona-Pandemie im April 2020 (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Neue Formate

Unfreiwillig musste die Akademie im Frühjahr 2020 zu einem neuen Format für die Arztbesprechung übergehen. Während der Corona-Pandemie war nur ein Teil der zahnärztlichen Belegschaft in der Akademie vor Ort. Außerdem stand das Abstandsgebot einer direkten Zusammenkunft entgegen. Kurzerhand wurde die  Arztbesprechung zum  Online-Meeting umgestaltet.

Seit Juli 2020 findet die Arztbesprechung nun als „Hybrid“ statt, d.h. für diejenigen Behandler, die an diesem Tag da sind als Präsenzveranstaltung. Die anderen Zahnärzte können sich per Videokonferenz zuschalten - ein noch gewöhnungsbedürftiges Setting.

Im Anschluss noch schnell zum Italiener um die Ecke. Das Bild stammt aus dem Jahr 2005. (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Gemeinsames Essen

Häufig geht es nach der Arztbesprechung noch in ein Restaurant. Zu Zeiten, als das Institut noch in der Sophienstraße lag, wurde fast immer der Italiener um die Ecke angesteuert. Seit dem Umzug in die Lorenzstraße wird etwas mehr abgewechselt.
Konstant ist jedoch eines geblieben: Das gemeinsame Essen und der kollegiale Austausch nach der Arztbesprechung sind den jungen und berufserfahrenen Zahnärzten gleichermaßen ans Herz gewachsen.

Zusammenfassend lässt sich über die Arztbesprechung sagen, dass die Mitarbeiter der Zahnärztlichen Akademie im gegenseitigen Austausch über die Behandlungsfälle, die sich in der Poliklinik als besondere Fälle ergeben, vieles lernen. Es geht um angewandte praktische Zahnheilkunde und um die bestmögliche Versorgung der Patienten. Nicht selten ergeben sich neue Techniken und neue Perspektiven.

 

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