Zahnärztliche Akademie

Fortbildungsprogramme – Dokumentation einer Entwicklung

1980

Die Quellen:

Das Kursprogramm der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe für das 1980

„Schon am 16. November 1979 konnte der 40000ste Besucher begrüßt werden und am 19. April 1980 wird der Kurs mit der Nr. 1000 durchgeführt. Es ist glücklicher Zufall, dass zum Zeitpunkt des 20jährigen Bestehens der 1000ste Kurs und die Teilnahme von über 40000 Besuchern der Kurse registriert werden können.“

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Das Kursprogramm 1980 – ein Meilenstein

von Dr. Dr. Hans Ulrich Brauer, M.A.
Titelseite des Kursprogramms 1980 – 20 Jahre, 1000 Kurse, 40000 Besucher (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Das Kursprogramm für das Sommerhalbjahr 1980 markiert einen entscheidenden Meilenstein: 20 Jahre, 1000 Kurse und 40000 Besucher. Prof. Dr. Walther Engel nimmt, wie es das Titelbild schon verspricht, in seinem Vorwort die ersten 20 Fortbildungsjahre von 1960-1980 unter die Lupe. Und nicht nur das, er zieht Bilanz und blickt erwartungsvoll in die Zukunft.

Vorwort von Professor Engel

Vom Dentistischen Lehrinstitut zur Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Prof. Dr. Walther Engel stellt in seinem Vorwort „Die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe – Aufbau und Leistung in 20 Jahren“ die Entwicklung des Institut und der Kurse an seinem Institut in den Mittelpunkt. Dabei blickt er den Fortbildungsinteressenten staatsmännisch entgegen. Als Ausgangslage identifiziert er das Gesetz über die Ausübung der Zahnheilkunde vom 31. März 1952 und dessen Verordnung zur Durchführung vom 17. Dezember 1952. In dem Gesetz ist geregelt, dass wer bei Inkrafttreten des Gesetzes die staatliche Anerkennung als Dentist besitzt, die Approbation als Zahnarzt erhält, wenn er an einem Fortbildungskursus über Mund- und Kieferkrankheiten sowie Arzneimittellehre erfolgreich teilgenommen hat. Es ist verfügt, dass der Fortbildungskursus an einem der zugelassenen Lehrinstitute für Dentisten durchzuführen ist. Gleichzeitig beendete das Gesetz die Ausbildungstätigkeit des Lehrinstituts des Bundesverbandes Deutscher Zahnärzte nach 40 Jahren.

Walther Engel erkannte, dass zum einen die Notwendigkeit einer umfassenden zahnärztlichen Fortbildung bestand. Zum anderen war Institutsdirektor Professor Engel das „intensive Streben der Kollegen nach beruflicher Vervollkommnung“ bekannt. Gleichzeitig sollten die Erfahrungen und Einrichtungen des Lehrinstituts genutzt werden. So wurde für zahnärztliche Fortbildungszwecke am 1. April 1960 das Institut für Zahnärztliche Fortbildung gegründet. Der Ausgang dieses mutigen Schrittes war damals keineswegs klar, sondern völlig offen.

Am 4. Dezember 1976 wurde der Name des Instituts in Akademie für Zahnärztliche Fortbildung umbenannt. Am 16. Juni 1978 wurde die zweite Hälfte des Gebäudekomplexes in der Sophienstraße 41 erworben, „um damit sicherzustellen, dass die durch einen An-, Um- und Ausbau wesentlich erweiterte Akademie auch künftig der Kollegenschaft zur Vervollkommnung ihrer fachlichen Kenntnisse und Fertigkeiten zur Verfügung steht.“

Erreichte Meilensteine

Professor Engel nennt die bisher erreichten, beeindruckenden Zahlen: 20 Jahre Fortbildung, 1000 Fortbildungskurse und 40000 Kursteilnehmer. Für das Jahr 1979 ergeben sich sogar: 64 Kurse, 3382 Teilnehmer, verteilt auf 145 Kurstage. Die fünf häufigsten Themen unter den 1000 Kursen sind Notfallmedizin, Totalprothetik mit Gnathologie, partielle Prothesen, Kieferorthopädie und zahnärztliche Chirurgie einschließlich Röntgen.

Professor Engel würdigt die Fortbildungsaktivitäten der Kursteilnehmer und nennt Gründe zur Motivation der Zahnärzte für Fortbildungen:

„Neben der reinen Freude an zunehmender Erkenntnisgewinnung und größerem Wissen ist es die Einsicht, dass Lücken im theoretischen und praktischen Bereich geschlossen werden müssen. Die Lücken werden aufgedeckt durch negative Erfahrungen, d.h. durch unbefriedigende Behandlungsergebnisse. Das Klagen und Kritisieren unserer Patienten ist ein massiver Ansporn zur Verbesserung der Methoden. Der gewissenhafte Kollege hat ein feines Gespür dafür und ist geradezu sensibilisiert, wie weit die Rügen und Vorwürfe der Patienten imaginär oder berechtigt sind, wobei die Tatsache berücksichtigt werden muss, dass die Erwartungen der Patienten an eine Zahnbehandlung und besonders an eine prothetische Versorgung aus ungenügender Sachkenntnis überhöht sind falsch sein können.“

Hinzu kommt der technische Fortschrift und der Anspruch der Zahnärzte gegenüber den Patienten nicht zweitklassig zu sein. Auch die Referenten, die aus Praxis und Universität kommen, würdigt Professor Engel für ihr Engagement. Nach 20 Jahren erfolgreicher Tätigkeit bedankt sich Professor Engel bei den Verwaltungsräten der Akademie, insbesondere geht sein Dank an Dr. Walter Knott, Prof. Dr. Dr. Reinhold Ritter und Prof. Dr. Dr. Ulrich Rheinwald. Er dankt auch explizit dem jetzigen Verwaltungsrat, dem Vorstand der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg und der Vertreterversammlung, dem Bundesverband der Deutschen Zahnärzte e.V. mit dem Präsident Dr. Erich Müller. Sein Dank richtet sich auch an eine Reihe weiterer Personen, die letztlich den Aus- und Umbau der Akademie ermöglicht haben.

Blick in die Zukunft

Professor Engel skizziert die geplanten baulichen Veränderungen. Er hebt die zwei getrennten Eingänge für Patienten und Kursteilnehmer hervor. Er formuliert abschließend seine Wünsche zur Weiterführung seines Lebenswerkes:

„Jeder Beobachter, der die Gründung und Entwicklung der Akademie bis zum 20jährigen Jubiläum verfolgt und Einblick genommen hat, wird bei dem Vater-Kind-Verhältnis des Gründers zur Akademie seine guten Wünschen und Hoffnungen auf Erfüllung der kommenden Aufgaben im Interesse der Kollegen und des Standes verstehen, die sich im Wesentlichen an den künftigen Direktor, Prof. Dr. med. dent. habil. Michael Heners, richten, der am 01. April 1981 die Leitung übernehmen wird. Ihm sei für sein Engagement und seinen Einsatz beim Um- und Ausbau gedankt sowie viel Freude an diesem Dienst und eine stets glückliche Hand bei allen Entscheidungen gewünscht.“

Kursangebote für das Jahr 1980

Das Programm führt die Kurse chronologisch und in einer fachbezogenen Übersicht auf. Die insgesamt 71 Kurse werden detailliert beschrieben. Man merkt, dass das Programmheft bereits die Handschrift von Prof. Dr. Michael Heners trägt. Das Programm ist internationaler ausgerichtet. Die Referenten kommen aus Deutschland, dem benachbarten Ausland, der Schweiz, Frankreich, den Niederlande, aus Dänemark, aus Schweden sowie aus Amerika.

Unter den Referenten befinden sich Dr. Charles E. Stuart aus Kalifornien, Dr. Arne G. Lauritzen aus Seattle, Prof. Dr. J. Delaire aus Nantes, Prof. Dr. E. Dolder und Prof. Dr. Jakob Wirz aus Zürich, Prof. Dr. Per-Olaf Glantz aus Malmö, Prof. Dr. W. Krogh-Poulsen aus Kopenhagen und Prof. Dr. Jan Lindhe.

Die 80er Jahre gelten in der zahnmedizinischen Fachwelt als die Hochzeit der Gnathologie („Gebissgelenkslehre"). So ist es nicht verwunderlich, dass das Kursprogramm für den Themenbereich Okklusion (Zahnkontakte beim Zusammenbiss) und Registriertechnik insgesamt 13 Kursangebote aufweist.

Erwähnt werden sollten auch die bereits sechs Implantologie-Kurse, die an der Akademie stattfinden. Ebenso hervorgehoben sei auch der Kurs 1061 „Aktuelle rechtsmedizinische Probleme in der Zahn-Mund-Kieferheilkunde“. Es ist im Karlsruher Fortbildungsprogramm ein sehr früher Hinweis auf die Auseinandersetzung mit haftungsrechtlichen Fragestellungen resultierend aus der zahnärztlichen Behandlung. Dies sollte sich später zu einem Bereich zahnärztlicher Fortbildungen entwickeln, wie sie ab 1996 zu einem der Alleinstellungsmerkmale des Karlsruher Kursprogramms gehören sollte.

 

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