Zahnärztliche Akademie

Alumni - Fortbildung und Selbstbewusstsein

1993

Die Quellen:

Grundsatzpapier des Arbeitskreises Zahnärztliches Therapieergebnis

Jetzt durchblättern:

Die erste Satzung

„Es ist Ziel des Arbeitskreises, die Güte des zahnärztlichen Therapieergebnisses zu sichern und zu verbessern.“

Jetzt durchblättern:

Zusammenfassung einer frühen Veröffentlichung aus der Qualitätszirkelarbeit des Arbeitskreises

Jetzt durchblättern:

Das Programm zum 20-jährigen Jubiläum des Arbeitskreises

Jetzt durchblättern:

Zur Gründung des AZTs - Fragen an Dr. Tilman Weindler, M.A.

von Dr. Dr. Hans Ulrich Brauer, M.A.
Dr. Tilman Weindler, M.A., in der Bibliothek der Akademie (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Der Anfang

Akademie: Herr Dr. Weindler, Sie sind eines der Gründungsmitglieder des AZTs – erinnern Sie sich noch an die Gründung im Jahr 1993?

Dr. Tilman Weindler: Ich erinnere mich gut, war es doch ein entscheidendes Ereignis für die berufliche Zukunft aller Beteiligten. Der Entschluss zur Vereinsgründung entwickelte sich während mehrerer Treffen ehemaliger Assistenten der Akademie in den Praxisräumen von Bernd Reiss, Oliver Blum und Martin Danner. Gemeinsame Ziele und Visionen gab es reichlich. Auch an möglichen Projekten mangelte es nicht. Doch wie die relevanten Ziele und Projekte auswählen, wie sie umsetzen?

Die Gründung eines Vereines bot nicht nur den üblichen rechtlichen Rahmen, es ging auch darum die Grundlagen für eine zielgerichtete Zusammenarbeit zu schaffen. Um Visionen zu verwirklichen bedarf es neben der Definition auch einer Terminierung von Projekten. Quelle: Grundsatzpapier

Ein Verein stiftet Ordnung nach innen und außen, daher war die Gründung des AZT e.V. nur folgerichtig. Quelle: Satzung

Die Uridee

Akademie: Welche Idee stand hinter dem AZT?

Dr. Tilman Weindler: Die Gründung des AZT war das Ergebnis eines mehrjährigen gedanklichen und praktischen Prozesses, der in der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe begann und seine Fortsetzung in unseren Praxen fand. Es entwickelte sich zunächst die Vorstellung, die eigene Arbeit eigenverantwortlich zu überprüfen und mit den Ergebnissen von Kollegen zu vergleichen. Man könnte es als Uridee des AZT bezeichnen, aus der sich die späteren Konzepte zum Wissensmanagement und für ein gegenseitiges Lernen entwickelten. Dazu gehört auch, dass Fallvorstellungen obligater Bestandteil jeder AZT-Sitzung sind. Das sind alles Bestandteile eines Qualitätszirkels, die, lange bevor es offizielle zahnärztliche Qualitätszirkel gab, von der Akademie und den AZT-Kollegen gemeinsam entwickelt wurden.

Akademie: Was hat die Leute zusammengeführt? Wer war alles dabei?

Dr. Tilman Weindler: Die Gründungsmitglieder waren überwiegend ehemalige Assistenten der Akademie. Ein Kollege war der Akademie nur durch seine Fortbildung verbunden. Die damals überwiegend „passive“ Fortbildung erschien uns nicht mehr ausreichend, wir wollten selbst ein aktiver Teil der Fortbildung sein. Darüber hinaus macht die Wissenspflege im kollegialen Kreis mehr Spaß. Übrigens war Professor Winfried Walther kein Gründungsmitglied. Er bildete sozusagen den wissenschaftlichen Beirat, ohne den kein wissenschaftlich fundiertes Arbeiten möglich gewesen wäre.

Die erste Studie

Akademie: Wie ging es los? Was waren die ersten Projekte? Wie war die Arbeitsweise?

Dr. Tilman Weindler: Der erste Schritt zur Projektarbeit war, dass Winfried Walther die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens für die freie Praxis ausarbeitete und darlegte. Schon während der Phase der Vereinsgründung wurden die grundlegenden Prinzipien diskutiert und von den Mitgliedern festgelegt.

Akademie: Was war denn die erste Studie?

Dr. Tilman Weindler: Die erste Studie betrachtete die therapeutische Entscheidung einen Zahn zu extrahieren oder endodontisch zu erhalten. Dazu wurden eine spezifische Befunderhebung und eine subsequente Dokumentation vereinbart. Ein Vorgehen, das sich bis heute - unter zahlreichen Abwandlungen - bewährt hat. Der Untersuchung zur Therapieentscheidung schloss sich folgerichtig eine Studie zur endodontischen Behandlung an.

„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

Akademie: Wie ist das Selbstverständnis des Qualitätszirkels?

Dr. Tilman Weindler: Sapere aude! Die Interpretation Immanuel Kants verbindet sich im AZT mit der zahnärztlichen Kunst.

Natürlich ist ein permanenter und fundierter kollegialer Austausch äußerst praktisch. Dem Erwerb, der Verbreitung und Validierung praxisrelevanten Wissens eine wissenschaftlich tragfähige Grundlage zu geben stellt spezifische Anforderungen an die zahnärztliche Praxis. Der AZT bietet hierzu einen Handlungsrahmen. Demnach ist er ein praktikabler Weg, die eigene Profession auch eigenständig weiter zu entwickeln.

Qualitätszirkel fördert Selbstreflexion, Kritikfähigkeit und Vertrauen in eigene Arbeit

Akademie: Inzwischen liegen eine Reihe wissenschaftlicher Veröffentlichungen des AZTs vor – ich habe hier auch eine der Ersten dabei, „Indikationsentscheidung und Qualitätssicherung – Aus der Arbeit eines zahnärztlichen Qualitätszirkels“. Autoren sind Winfried Walther und Du, erinnerst Du Dich noch an diesen Bericht?

Dr. Tilman Weindler: Es war wirklich spannend! Das Thema - ich habe es ja schon angeschnitten - war weder brandneu noch aufsehenerregend. Aber die Methode, sich mit der eigenen Praxis dem kollegialen Vergleich zu stellen, war bis dahin unbekannt und es war nicht gewährleistet, dass sie funktionieren würde. Wie die Geschichte des AZT, sowie die spätere Sozialforschung zur Zirkelarbeit zeigen, hat sie gut funktioniert.

Damals zeigte sich, dass die Therapieentscheidungen näher beieinander lagen als gedacht. Das eigentliche Erfolgserlebnis wurde von niemandem vorhergesehen: Der kollegiale Austausch veränderte das Verhältnis zur eigenen Arbeit und zu den Kollegen. Allein die Teilnahme an dieser Studie förderte die Selbstreflektion unserer täglichen Praxis deutlich. Die Fähigkeit zur Kritik und das Vertrauen in die eigene Arbeit sowie die der Kollegen verbesserten sich ebenfalls. Quelle: Veröffentlichung

Mehrwert für die Praxis

Akademie: Das klingt alles sehr zeitaufwändig und theoretisch neben dem Führen einer eigenen Zahnarztpraxis – kannst Du ein Beispiel nennen, wie der Zirkel Deine praktische Arbeit erleichtert?

Dr. Tilman Weindler: Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine Kultur der gegenseitigen Information mittels Internet und E-Mail. Speziell der E-Mail-Verteiler funktioniert für alltägliche Fragestellungen und Problemlösungen hervorragend. Ich möchte nur einige jüngste Beispiele nennen.

Erstens verteilten sich die Covid-19 betreffenden Hinweise zur Patientenbetreuung und -information mittels Eingangsbeschilderung und Infoblättern sich im AZT teils schneller, teils effizienter als über die Standesvertretung.

Zweitens machte mich der angesprochene Verteiler mich auch auf die Studie „Virucidal Efficacy of Different Oral Rinses Against Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2" aufmerksam. So konnte ich meine Patientenberatung hinsichtlich geeigneter Mundspülungen zur Coronavorbeugung sehr zeitnah anpassen.

Und noch ein drittes Beispiel: Bei einem Kollegen traten kürzlich Probleme mit dem Provisorienmaterial auf. Per E-Mail wurden Alternativen diskutiert und Erfahrungen berichtet. Ich nehme an, dass dem Kollegen geholfen ist, denn ich habe meine Materialwahl aus diesem Anlass überdacht und werde den Erfahrungsberichten entsprechend neue Materialien ausprobieren.

Umbenennung in Arbeitskreis Zahnärztliche Therapie

Akademie: Der AZT wurde umbenannt, er heißt immer noch AZT, aber das Akronym steht jetzt für Arbeitskreis Zahnärztliche Therapie statt Therapieergebnis – wie ist es dazu gekommen?

Dr. Tilman Weindler: Vom Studiendesign über die Datenerhebung bis zur Auswertung und anschließenden Bewertung liegen alle AZT-Projekte in der Hand der Praktiker, unabhängig davon, ob die Projekte extern wissenschaftlich betreut werden. Der Begriff „Therapieergebnis“ ist daher nicht nur unhandlich, er wird auch dem umfassenden Forschungsprozess, wie er vom AZT gepflegt wird, nicht gerecht. Der Fokus liegt eben nicht nur auf dem Ergebnis.

Wechselseitiges Lernen engagierter Praktiker

Akademie: Im Jahr 2013 war 20-jähriges AZT-Jubiläum. Die Veranstaltung stand unter der Überschrift „Community of Practice“ - was bedeutet das?

Dr. Tilman Weindler: Im Gegensatz zu einer reinen Arbeitsgemeinschaft, die meist „top down“ agiert, handelt es sich beim AZT um eine Gemeinschaft von Praktikern, die voneinander lernen wollen und gemeinsam Lösungen für Probleme ihrer Praxis suchen. Das Besondere dabei ist, das durch die gemeinsame Arbeit selbst neues Wissen entsteht. Ein solcher Lernprozess beruht auf Vertrauen und spiegelt sich in der Selbstorganisation des AZT.

Akademie: Ihr habt Euch zuletzt Anfang des Jahres in der Zahnärztlichen Akademie getroffen - wann ist Euer nächstes Treffen und was sind die Themen?

Dr. Tilman Weindler: Das nächste Treffen wird am 12. September als Web-Konferenz stattfinden. Breiten Raum wird diesmal die 100-Jahrfeier der Akademie einnehmen. Und wie immer werden Behandlungsfälle und aktuelle Fragen aus den Praxen der AZT-Mitglieder besprochen werden. Ich freue mich schon sehr darauf.

Akademie: Dann schon mal viel Spaß und besten Dank für das aufschlussreiche Interview!

 

Please select a page template in page properties.