Zahnärztliche Akademie

Abschied vom Katheder - innovative Lehrformate

1960-2020

Die Quellen:

Kursangebote für Kieferorthopäden im Fortbildungsjahr 2020

Ein ganzer Tag, der dem kieferorthopädischen Fall gewidmet ist. 2019 hatte dieses Kursformat unter Moderation von Dr. Wolfgang Grüner Premiere.

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Vom Frontalunterricht zur Fallkonferenz in der Kieferorthopädie

von Dr. Dieter Börner, Dr. Jürgen Bachmann, M.S.
Dr. Andreas Ruland aus Karlsruhe gehört zu den langjährigen Referenten im Fachbereich Kieferorthopädie. (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Von Anfang an fester Bestandteil des Kursprogramms

Bereits im ersten Kursprogramm vom April 1960 ist einer von 12 aufgeführten Kursen eine dreitägige Kursreihe „Einführung in die Kieferorthopädie“ von den Fachzahnärzten Dr. Günther Zehle und Dr. Ingeborg Kohl. Zum stolzen Preis von 75 DM vermittelt der dreitägige Kurs die Grundlagen der Kieferorthopädie, von ihrer ärztlichen Bedeutung, der Entwicklung des Kauorgans über Diagnostik, kieferorthopädische Krankheitsbilder und die entsprechenden Behandlungsgeräte bis zur Fallauswertung.

In den folgenden Jahren sind kieferorthopädische Kurse fester Bestandteil des Kursprogramms und oftmals bereits bei Erscheinen desselben ausgebucht. Im Jubiläumsjahr 1980  - nach 20 Jahren und 1000 Kursen mit insgesamt 40.000 Besuchern hält z.B. Prof. Jean Delaire aus Nantes/Frankreich  einen Kurs „Einführungskurs in die kieferorthopädische Behandlungstechnik des umgekehrten Headgears“. Die zunehmende Ausweitung der Themengebiete macht 1980/81 die Unterteilung in Kurse der allgemeinen und der speziellen KFO erforderlich.

Sind die Basis-Kurse zunächst von lokalen Fachzahnärzten wie z.B. in der Zeit von 1977-1993 von Dr. Ruland geprägt, so findet bei den Spezialkursen Mitte der 80er Jahre eine zunehmende Internationalisierung statt.

Ein Bild aus dem Karlsruher Fortbildungsprogramm: Prof. Dr. Björn Zachrisson im Jahr 1991/92 (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

„Who is who“ aus der Welt der Kieferorthopädie

Dr. Senior und Dr. Langford referieren über die bioprogressive Therapie nach Ricketts, Prof. N. Schwenzer deckt die kieferorthopädische Chirurgie ab,  Dr. S. Rosenstein aus Chicago hält einen Typodontkurs über die Edgewise-Technik. Dr. W. Wilson reist aus Boston an, Prof. M. Spyropoulos aus Athen. Die zunehmende Verbreitung der Multibandtechnik bringt Dr. Jack Dale aus Toronto/Canada an die Akademie und mit Prof. Vanarsdall erhält die Erwachsenenbehandlung einen festen Platz im Kursprogramm.

Graber, Ricketts und Prof. Dr. Björn Zachrisson geben sich die Klinke in die Hand und sind wiederholt Gäste in der Zahnärztlichen Akademie in Karlsruhe.

Das KFO-Team in den Jahren 1984-1987: Dr. Jürgen Bachmann, M.S., Edith Pelz, Birgit Hackel, OA Dr. Vladimir Zura (Quelle: Dr. Jürgen Bachmann, M.S.)

Dr. Bachmann erinnert sich

Der vorher bereits als Referent im Fach Kieferorthopädie und von 1984 - 1987 hauptamtlich an der Akademie als Fachzahnarzt für Kieferorthopädie beschäftigte Dr. Jürgen P. Bachmann, M.S./Univ. Bergen erinnert sich:

„Das Team der kieferorthopädischen Abteilung bestand im Zeitraum von 1978 – 1987 aus folgenden fest angestellten Ärzten:

1978 -2008          OA Dr. Vladimir Zura (FZA für KFO) und
1984 - 1987         Dr. Jürgen P. Bachmann, M.S./Univ. Bergen (FZA für KFO)

sowie jeweils einem/r Zahnarzt/Zahnärztin in Weiterbildung im Fach Kieferorthopädie.“
Im Gespräch mit Dr. Vladimir Zura

Über die Fortbildungen sagt er: „Besonders spannend waren für mich immer die von mir durchgeführten Simultanübersetzungen der internationalen Referenten aus Übersee – viele dieser Kontakte dauern bis heute an."

1994 werden die verschiedenen Basiskurse erstmals als „Spezialtraining“ in der Kursreihe von Prof. Sander angeboten, einer Reihe, die bis heute von seinen Söhnen fortgesetzt wird. Inzwischen gehören auch Helferinnenkurse zunehmend zum Fortbildungsprogramm.

Dr. Bachmann hat seine besuchten kieferorthopädischen Kurse alle fein säuberlich notiert. Diese geben einen guten Eindruck von den Referenten und den damaligen Themen:
 

04/1984 Dr. Senior, Dr. Langford, U.K. Bioprogressive Therapy nach Ricketts
01/1985 Prof. Dr. Dr. N. Schwenzer Chirurgische Kieferorthopädie, Grenzfälle in der kieferorthopädischen Praxis
02/1985 Prof. Dr. G. Sander Einführung in die Standard- Edgewise Technik
03/1985 Dr. A. Hangl, Wien Herstellung und Wirkungsweise des Crozat-Grundgerätes
03/1985 Dr. S. Rosenstein Chicago /U.S.A. Edgewise Technik (Typodontkurs)
04/1985 Dr. W. Wilson Boston/U.S.A. Modular Orthodontics
05/1985 Dr. A. Hangl, Wien Crozat-Technik II
09/1985 Prof. Dr. M. Spyropoulos, Athen Aktueller Stand der Funktionskieferorthopädie
10/1985 Dr. Jack Dale, Toronto/Canada Kieferorthopädische Früh- und Spätbehandlung
10/1985 Dr. Jack Dale, Toronto/Canada Multiband-Edgewise Mechanik
11/1985 C. Falkenthal/K. Schüssler Abrechnung kieferorthopädischer Leistungen
02/1986 Prof. Lindhe & Prof. Vanarsdall, Philadelphia /U.S.A. Parodontologie und Kieferorthopädie
02/1986 Prof. Vanarsdall, Philadelphia U.S.A. Kieferorthopädie beim Erwachsenen
04/1986 Dr. W. Wilson Boston/U.S.A. Modular Orthodontics
10/1986 Prof. E. Witt Indikation für die Extraktion gesunder Zähne
10/1986 Dr. Carl Gugino U.S.A. Bioprogressive Technik II und III
01/1987 Prof. G. Sander Einführung in die Funktionskieferorthopädie
02/1987 Prof. Dr. C. Booy Praxis und Theorie der Begg-Behandlung
03/1987 Prof. A. Demisch, Bern/CH Moderne Aktivatorbehandlung
04/1987 Prof. Vanarsdall, Philadelphia U.S.A. Kieferorthopädie beim Erwachsenen
04/1987 Prof. Vanarsdall, Philadelphia U.S.A. Chirurgisches und kieferorthopädisches Konzept bei retinierten und verlagerten Zähnen
05/1987 Dr. Jack Dale, Toronto/Cananda Extraktionstherapie bei Jugendlichen und Erwachsenen
Dr. Wolfgang Grüner in der kieferorthopädischen Fallkonferenz 2020 (Quelle: Bildarchiv Akademie Karlsruhe)

Einführung der Fallkonferenzen

Ein gänzlich neues Kursformat konnte im Jahr 2019 im Rahmen des „Curriculums Kieferorthopädie“ für Weiterbildungsassistenten etabliert werden: die „Kieferorthopädische Fallkonferenz“. Bei dieser Veranstaltung treffen sich im Rahmen des Curriculums Kieferorthopädie Weiterbildungsassistenten aus dem Bereich Kieferorthopädie in der Zahnärztlichen Akademie. Die Veranstaltung ist als Vorbereitung zum Fachgespräch konzipiert um die jungen Kollegen auf die Fallpräsentation im Fachgespräch vorzubereiten und fand in diesem Jahr zum 2. Mal statt.

Wie bereits bei der Auftaktveranstaltung hatten die angehenden Kieferorthopäden besondere Fälle ausgesucht und aufbereitet.  Dabei mussten die von der Landeszahnärztekammer in der Prüfung verwendeten Diagnostik- und Therapiebögen angewandt werden.  Die Fälle waren in einen virtuellen Hörsaal hochgeladen worden und somit für alle Teilnehmer zugänglich. Moderiert wurde die Veranstaltung von Mitgliedern des Prüfungsausschusses sowie von niedergelassenen Kollegen mit entsprechender Moderatorenausbildung.

Die Fälle sind bei dieser Veranstaltung bunt gemischt und decken von einfachen bis zu komplexen Fällen ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten ab. Besonders interessant für die Teilnehmer ist es, die unterschiedlichen Herangehensweisen und Behandlungsgeräte anderer Praxen kennenzulernen. Intensive Diskussionen der individuellen Planungen und Therapien sind so vorprogrammiert. Jede der Vier Gruppen von Teilnehmern stellen abschließend einen ausgewählten Fall im versammelten Abschlussplenum vor. Die durchweg positive Resonanz bestätigt das Konzept der Veranstaltung: Besonders gelobt werden die ausführliche Diskussion der Therapieoptionen auf Augenhöhe, die Arbeit in kleinen Gruppen und der Erfahrungsaustausch unter Assistenten. Ebenfalls als Bereicherung wird die Teilnahme „gestandener“ Kollegen empfunden, die ihre Erfahrung in die Diskussionen einbringen können.

Die frühe Ausrichtung auf virtuell geteilte Inhalte hat im Zuge der Corona-Pandemie besondere Aktualität erfahren und bei der Umstellung von präsenz- auf webbasierte Veranstaltungsformate sehr geholfen.

Auch im Jubiläumsjahr sind wieder zahlreiche kieferorthopädische Kurse fester Bestandteil des Fortbildungsprogramms und sollen dies auch in Zukunft bleiben.

 

Weitere Informationen:

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