Zahnärztliche Akademie

Die ersten 40 Jahre – Dentist und Zahnarzt, der duale Berufsstand

1921

Die Quellen:

Schreiben des Direktors Emil Kimmich an den Stadtrat mit der Bitte um kostenfreie Überlassung der Institutsräume vom 20. Juli 1921 (Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe H-Reg. A2099)

„Wir bitten nun den Verehrl. Stadtrat im Hinblick auf die anderwärts gleichfalls getätigte Anteilnahme an solchen anerkannt wichtigen Bildungsstätten um künftig kostenfreie Überlassung der Institutsräume. Wir sind bereit, als Gegenleistung die Zahnbehandlung der Ortsarmen, die bisher gewiss einen nicht unerheblichen Betrag jährlich erforderte, kostenlos zu übernehmen.“

Jetzt durchblättern:

Bericht über das erste Semester des Karlsruher Fortbildungs- und Lehrinstituts vom April 1921, erneute Eingabe des Direktors vom 18. Juli 1922 und Benachrichtigung über den Stadtratsbeschluss vom 27. Juli 1922 (Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe H-Reg. A2099)

„Der Institutsbetrieb war nach jeder Richtung ordnungsgemäß.“

Jetzt durchblättern:

Schwere Zeiten - das neue Institut kämpft um seinen Bestand

von Prof. Dr. Winfried Walther
Alle schauen etwas angespannt - ist es die Sorge um die Zukunft ihres neuen Institutes? Ein Foto aus der Frühphase des Institutes mit Direktor Emil Kimmich (Mitte vorne) im Hof der Gewerbeschule in der Steinstraße (Quelle: Aus dem Fotoalbum von Dr. Rüdiger Engel)

Hunderttausend Reichsmark

Das neue Institut verdankte seine Gründung fast ausschließlich dem Engagement der badischen Dentisten. Die Kollegenschaft hatte die Notwendigkeit eines Instituts erkannt und freiwillige Zuwendungen geleistet. Es kamen 100.000 Reichsmark zusammen, die von nur 350 badischen Dentisten gespendet wurden. Ein Anfang war somit möglich. Der Routinebetrieb erwies sich jedoch als schwierig. Zwar gab es einen jährlichen Zuschuss durch den Badischen Staat und den Ertrag aus der Klinik, aber das reichte nicht aus. Der Unterhalt war aufwendig und erhebliche Nachbeschaffungen waren erforderlich.
 

Neue Institute in Frankfurt, Kiel, Köln und München

In der Zwischenzeit waren neue Institute in Frankfurt, Kiel, Köln und München gegründet worden. Dort hatten sich die Stadträte zum Teil sehr großzügig gegenüber den neuen Instituten gezeigt. Dementsprechend florierten diese Einrichtungen wohingegen das Karlsruher Institut als das „bahnbrechende“ mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Direktor Kimmich beschloss deswegen im Juli 1921, an die Stadt Karlsruhe heranzutreten.

Er beschreibt in seinem Brief vom 21. Juli 1921 die Situation und bittet darum, dem Institut die Räume kostenfrei zu überlassen. Als Gegenleistung bietet er an, dass die Klinik die Zahnbehandlung der „Ortsarmen“ kostenlos übernehmen wolle. Er weist darauf hin, dass dies „bisher gewiss einen nicht unerheblichen Betrag jährlich erforderte.“ Als mögliche Leistungen der Klinik nennt er „Zahnziehen, Zahn- und Wurzelbehandlung und plombieren." Zahnersatz könne die Klinik zu diesen Bedingungen nicht leisten, aber es würden nur „Klinikpreise“ berechnet werden. Im beigelegten Bericht über das erste Semester (Oktober 1920 - April 1921) wird ausgeführt, dass drei „Jahresschüler“ und 27 „Halbjahresschüler“ aufgenommen worden seien. 21 von 26 Institutsprüflingen hätten die staatliche Prüfung zum Dentisten bestanden. Der Institutsbetrieb war somit „nach jeder Richtung ordnungsgemäß.“
Quelle: Bittschreiben

 

Ein erfolgloses Bittschreiben

Das Ersuchen des Direktors war nach der dokumentierten Aktenlage im Stadtarchiv nicht erfolgreich. Ganz im Gegenteil. 1922 wurde die Institutsmiete von der Stadt von 1780 Reichsmark auf 4560 Reichsmark erhöht. Der Direktor bittet um nochmalige Überprüfung seiner früher gemachten Eingabe. Die Stadt Karlsruhe spürte auch die schweren Zeiten und war nicht bereit dem Ersuchen des Direktors stattzugeben. Dem Bestand des Institutes hat dies offensichtlich keinen Abbruch getan.
Eine Änderung in der Haltung der Stadt brachte wohl erst der Umzug in die Sophienstraße im Jahre 1929. Zu diesem Zeitpunkt lag schon eine neunjährige Erfolgsgeschichte der Dentistenschule vor. Die Stadt reagierte großzügiger als acht Jahre zuvor. Die neuen Räume wurden dem Institut auf jeden Fall zunächst mietfrei überlassen.

Es war im Übrigen nicht das letzte Mal, dass entsprechende Ersuchen vom Institut an die Stadt Karlsruhe herangetragen wurden. Sowohl in der Steinstraße wie auch später in der Sophienstraße war die Lehranstalt Mieter der Stadt. Auch in den sechziger Jahren, als das zur reinen Fortbildungsanstalt umgewandelte Institut mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, bat Walther Engel um günstigere Bedingungen für die Nutzung der Räume. Diese Konstellation änderte sich erst im Jahre 1978, indem das Haus von der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg erworben wurde.
Quelle: Stadtratsbeschluss

 

Please select a page template in page properties.